Baden-Württemberg erprobt präventive Hausbesuche bei älteren Menschen
In Baden-Württemberg sollen in drei Kommunen eigens geschulte Beraterinnen und Berater ältere Menschen bei Bedarf in deren Zuhause aufsuchen und sie informieren, wie sie möglichst lange in den eigenen vier Wänden bleiben können. „Wir bringen den Menschen eine persönliche Beratung über Pflege- und Unterstützungsangebote direkt ins Haus“, betont die baden-württembergische Sozialministerin Katrin Altpeter.
Präventive Hausbesuche: Frühzeitig auf Risiko der Pflegebedürftigkeit aufmerksam machen
„Das Modellprojekt 'Präventive Hausbesuche' soll“ laut Altpeter „dazu beitragen, frühzeitig auf besondere Risiken, pflegebedürftig zu werden, aufmerksam zu machen. So wollen wir die Pflegeversorgungsstruktur im Land weiterentwickeln und bestehende Lücken im Umfeld der Pflegeversorgung schließen“. Mit den präventiven Hausbesuchen soll für die Seniorinnen und Senioren ein Wegweiser durch die vielfältigen Unterstützungsangebote vor Ort geschaffen werden.
„Wird bei einem Besuch beispielsweise ein Unterstützungsbedarf festgestellt, der durch eine zeitliche Entlastung gemildert werden kann, dann kann gemeinsam mit dem Betroffenen und seinen Angehörigen eine individuelle Lösung gefunden werden“, betont die Ministerin weiter. Das könnte zum Beispiel die Vermittlung an ehrenamtliche Helfer sein, die den Pflegebedürftigen stundenweise betreuen. Eine andere Lösung könnte die Vermittlung an eine Tagespflege in der Nachbarschaft sein.
Keine Parallelstrukturen der Pflegeberatung aufbauen
Nach der Auswahl der drei Modellstandorte sollen die teilnehmenden Kommunen bis Ende des Jahres an die jeweilige örtliche Infrastruktur angepasste Konzepte für die aufsuchenden präventiven Hausbesuche entwickeln. Besonderer Wert soll Altpeter zufolge darauf gelegt werden, Parallelstrukturen in den Kommunen zu vermeiden. Deshalb sollen von Beginn an die Pflegestützpunkte und andere Beratungsstellen sowie vorhandene Unterstützungsangebote des bürgerschaftlichen Engagements aktiv in die Entwicklung der Projekte miteinbezogen werden.
Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip) wurde mit der Umsetzung des Modellprojekts beauftragt. Das Sozialministerium und die Pflegekassen beteiligen sich mit je 400.000 Euro am Projekt.
Pflegestützpunkte sollen helfen
Die Beratung über Pflegeangebote ist dabei nicht neu. Aufgenommen wurde diese mit dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz im Jahr 2008. Helfen sollen seitdem sogenannte Pflegestützpunkte, die bundesweit als örtliche Anlaufstellen für die Bevölkerung aufgebaut werden sollten.
Doch nicht in allen Bundesländern wurde diese Möglichkeit umfassend genutzt. In Baden-Württemberg wurden laut der „Datenbank Pflegeberatung“ des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) 48 Pflegestützpunkte aufgebaut; in Rheinland-Pfalz sind es dagegen 135. Schlusslichter sind die Bundesländer Sachsen-Anhalt und Sachsen – ohne Pflegestützpunkte.
Modell der aufsuchenden Beratung funktioniert bei COMPASS seit fünf Jahren
90.000 Beratungsgespräche haben die COMPASS Pflegeberater 2013 geführt. „Im Vergleich zum Jahr davor ist das eine Steigerung um 30 Prozent“, erklärt Sibylle Angele, Geschäftsführerin von COMPASS. Anders als die Pflegestützpunkte baut die Pflegeberatung der Privaten Krankenversicherer seit fünf Jahren auf telefonische und die aufsuchende Beratung bei den Ratsuchenden vor Ort.
„Das wichtigste Thema in den Beratungsgesprächen ist die Unterstützung und Entlastung der pflegenden Angehörigen“, so Angele. „Hier informieren wir zu Leistungen aus der Pflegeversicherung wie Verhinderungs- und Tagespflege und sind bei der Suche nach Angeboten in der jeweiligen Region behilflich.“
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