Babyfernsehen: Ein Fötus lächelt nicht
Die Technik macht’s möglich, dass Eltern ihre ungeborenen Kinder schon im Mutterleib sehen können. Mit einem 4D-Ultraschall ist das gegen Ende des zweiten Schwangerschaftsdrittels möglich. Die Bilder zeigen, wie das Kind Körper und Gesicht bewegt. Dabei kann es auch zu einem vermeintlichen Lächeln kommen. Veränderungen des Gesichtsausdrucks spiegeln jedoch nicht die Gefühle des Feten wieder, sondern sind vielmehr das Ergebnis unwillkürlicher, reflexhafter Bewegungen, berichten die Pränatalmediziner im Fachmagazin „Ultraschall in der Medizin“.
Fötus trainiert im Mutterleib
„Die Bilder erscheinen sehr lebensecht und es ist kein Wunder, dass sie uns innerlich berühren“, so Professor Dr. med. Eberhard Merz, Leiter des Zentrums für Ultraschall und Pränatalmedizin am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt. Dennoch bedeute ein Lächeln nicht, dass ein Baby glücklich sei und eine traurige Mine verrate nichts über schlechte Gefühle des Ungeborenen. Die Bewegungen seien eher eine Art Training für Funktionen, die es nach der Geburt benötige, meint der Pränatalmediziner.
Aus den Gesichtsbewegungen können Experten aber andere wichtige Schlüsse ziehen, etwa Informationen über den Entwicklungsstand oder über fetale Erkrankungen und Syndrome gewinnen. „Die Beobachtung der fetalen Gesichtsstrukturen und des fetalen Gesichtsausdrucks liefert zusätzliche Erkenntnisse über die neurologische Entwicklung des Feten und ermöglicht es, die fetalen Gehirnfunktionen besser vorauszusehen“, erklärt Merz. „Ergänzend zum 2D-Ultraschall lassen sich die Strukturen mit der drei- und vierdimensionalen Sonografie noch genauer bewerten und Informationen über mögliche Fehlbildungen gewinnen.“
Babyfernsehen en vogue
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) spricht sich unterdessen gegen das so genannte „Babyfernsehen“ aus, wenn es nicht medizinisch begründet ist. Mit dem Einsatz der aussagekräftigen und zugleich schonenden Ultraschall-Diagnostik müsse stets ein medizinisch relevanter Zweck verbunden sein, schreibt die DEGUM in einer Erklärung.
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