Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizin Fachgesellschaften (AWMF) hat mit Professor Rolf Kreienberg aus Landshut einen neuen Präsidenten. Der ehemalige Direktor der Universitätsfrauenklinik Ulm löste Professor Dr. Karl-Heinz Rahn, Internist aus Münster, ab. Zu den stellvertretenden Präsidenten der AWMF wurden am 9. Mai Prof. Rolf-Detlef Treede (Physiologie) und Prof. Wilfried Wagner (Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie) gewählt.
Rolf Kreienberg hat in den vergangenen drei Jahren die Leitlinienkommission der AWMF geleitet und gilt als äußerst AWMF erfahren. Dass unter seiner neuen Präsidentschaft mit der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHW) erstmals eine nicht-ärztliche Fachgesellschaft in die AWMF aufgenommen wurde, mag viele überrascht haben. Kreienberg erklärt jedoch, entscheidend sei die wissenschaftliche Arbeit und nicht die Frage, ob die Mehrheit einer Fachgesellschaft Ärzte seien. „Die akademischen Pflegeberufe sind ein zunehmend wichtiger Partner für die medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, insbesondere bei der Erstellung von Leitlinien“, kommentiert er die Entscheidung der AWMF-Delegiertenversammlung zur Aufnahme der DGHW. Die DGHW bezeichnete die AWMF-Mitgliedschaft als „Meilenstein in ihrer Geschichte“
Die AWMF ist vor allem für die Entwicklung von Leitlinien bekannt
Aktuell hat die AWMF 171 Mitglieder. Neu sind neben der DGHW auch die Gesellschaft für Klinische Toxikologie (GfKT) und die Deutschsprachige Medizinische Gesellschaft für Paraplegie (DMGP). Die AWMF bündelt seit 1962 die Interessen der medizinischen Wissenschaft und trägt sie verstärkt nach außen, etwa gegenüber der Politik. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist die Entwicklung und Aktualisierung medizinisch wissenschaftlicher Leitlinien in Deutschland.
Qualitätsmanagement mit Augenmaß
Die Entwicklung von Leitlinien steht auch auf Kreienbergs Prioritätenliste ganz oben, wie es in einer aktuellen Mitteilung der AWMF heißt. Weiter habe er sich vorgenommen, die Zertifizierung von spezialisierten Behandlungseinrichtungen und die Versorgungsforschung voranzutreiben. Außerdem wolle er die gesetzlich verankerte Neuordnung der Arzneimittel- und Medizinproduktebewertung weiterhin kritisch-konstruktiv begleiten und die Initiative „Gemeinsam Klug Entscheiden“ für die gesamte medizinische Wissenschaft umsetzen. In der Initiative geht es darum, dass Ärzte und Patienten Therapie- und Diagnostikmaßnahmen kritischer hinterfragen sollten. Kreienberg plädierte in diesem Zusammenhang für ein „Qualitätsmanagement mit Effizienz und Augenmaß.“
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