Autofahren im Alter: Darauf sollten Sie achten

Auch wenn Senioren statistisch nicht mehr Unfälle verursachen als andere: Die lange Lebenserfahrung verleitet viele von ihnen dazu, ihre Fähigkeiten als Autofahrer zu überschätzen. – Foto: Wort & Bild Verlag/Shutterstock /Lucigerma
Der Führerschein kennt keine Altersgrenze. In einer älter werdenden Gesellschaft ist es deshalb keine Überraschung, dass auf den Straßen Fahrer unterwegs sind, die 75 sind und älter. Weil das Gehen, Radfahren wie auch das Schleppen von Einkaufstaschen schwerer fällt, kann ein Pkw ein wichtiger Helfer sein, um möglichst lange ein eigenständiges Leben zu führen. Mit dem Auto zum Supermarkt, zum Arzt oder zur Apotheke am anderen Ende der Stadt: Das bedeutet Lebensqualität, die man auch mit 80 Jahren nicht missen möchte.
Dabei wird nach Einschätzung von Experten gerne verdrängt, dass einem der Körper und Geist Grenzen setzen kann: Bei der Einschätzungen von Entfernungen und Geschwindigkeit, bei der Reaktionsschnelle, beim Zurückschauen – und schon beim Ein- und Aussteigen. Dank des demografischen Wandels, eines allgemein besseren Gesundheitszustands und einer hohen Pkw-Verfügbarkeit wird die Zahl der Senioren, die Autofahren, voraussichtlich weiter steigen. Auf was sollten Senioren achten, damit das Risiko beim Autofahren möglichst gering ausfällt?
Im Alter noch fahrtüchtig oder nicht? Das können Alarmsignale sein
Ein großes Thema beim Autofahren im Alter ist die Tendenz von Senioren, sich für „gute“ Autofahrer zu halten und die eigenen Fähigkeiten zu überschätzen. „Unsicherheit am Steuer, extrem vorsichtiges Fahren, so dass andere ständig hupen oder überholen, immer wieder (kleinere) Blechschäden und Verkehrsdelikte – all das gilt als Warnzeichen, dass die Fahrtauglichkeit altersbedingt leidet“, schreibt das Apothekenmagazin „Senioren Ratgeber", das in seiner aktuellen Ausgabe Autofahren im Alter als Ratgeberthema gewählt hat.
Nachtfahrten, Stoßzeiten, unbekannte Routen: Was Senioren meiden
Mit den Jahren passen viele Ältere ihr Fahrverhalten an. Sie meiden unbekannte Strecken und Touren bei Nacht, Stoßzeiten und schlechtes Wetter. „Auch Senioren können ein Auto sicher führen, wenn sie mit altersbedingten Einschränkungen verantwortlich umgehen", sagt Rainer Wirth, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie. Man müsse individuell entscheiden, ob man noch fahrtüchtig ist, am besten gemeinsam mit dem Hausarzt.
Spezielle Senioren-Fahrstunden bringen mehr Sicherheit
„Manche körperlichen Einschränkungen lassen sich zwar ausgleichen, etwa durch einen Wagen mit Automatik, eine Rückfahrkamera, eine neue Brille oder ein Hörgerät. Wer aber aus Unsicherheit immer seltener ins Auto steigt, kommt schnell aus der Übung und erhöht sein Unfallrisiko“, heißt es im Senioren Ratgeber. TÜV, Dekra, die Deutsche Verkehrswacht und Automobilverbände bieten Fahrsicherheitstrainings für Senioren an, zum Teil in Kombination mit medizinischen Checks. Auch ein paar – auf die Bedürfnisse von Senioren gezielt zugeschnittene – Fahrstunden mit einem Fahrlehrer können die Fahrsicherheit im Alter erhalten. Gut zu wissen: Die Ergebnisse werden nicht an irgendwelche Behörden gemeldet. Ein Fahrtauglichkeitstest für Senioren wie in anderen Ländern ist allerdings auch für Deutschland im Gespräch.
Medikamente können Fahrsicherheit gefährden
Manche Medikamente können die Fahr-Fitness beeinträchtigen – auch rezeptfreie Präparate wie Allergietabletten oder Hustensaft. Deshalb: jeden Beipackzettel genau lesen oder in der Apotheke nachfragen. Besonders wer mehrere Mittel einnimmt, sollte sich in der Apotheke beraten lassen. Auch wichtig: Präparate genau nach Vorschrift einnehmen! Wechselwirkungen oder eine falsche Dosis können am Steuer Probleme machen. Wird ein Wirkstoff neu eingenommen oder neu dosiert, sollte man erst wieder fahren, wenn man sich ganz umgewöhnt hat. Wer Dauermedikamente nimmt, sollte ganz auf Alkohol verzichten, wenn er fahren muss. Oft verstärken sich beide gegenseitig in der Wirkung.