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Aufenthalt auf der Intensivstation schädigt Darmflora

Freitag, 11. Oktober 2019 – Autor:
Bei den meisten Intensivpatienten übernehmen potentielle schädliche Mikroben die Vorherrschaft in der Darmflora. Das zeigte eine Untersuchung britischer Forscher.
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Der Aufenthalt auf der Intensivstation kann die Darmflora schädigen – Foto: Jochen Tack

Bei den meisten Intensivpatienten übernehmen potentielle schädliche Mikroben die Vorherrschaft in der Darmflora. Das zeigte eine Untersuchung von Forschern des Quadram-Instituts im britischen Norwich.

Das Darmmikrobiom ist die komplexe Gemeinschaft von Bakterien und anderen Mikroben und spielt eine wichtige Rolle für Gesundheit und Wohlbefinden. Eine Reihe von Faktoren kann die mikrobielle Vielfalt des Darms von Intensivpatienten verringern und das Infektionsrisiko erhöhen. Dazu gehören assistierte Beatmung, künstliche Ernährung und bestimmte Medikamente.

Mikrobielle Vielfalt nahm deutlich ab

An der Studie nahmen 24 Patienten im Alter von 25 bis 85 Jahren teil. Die Forscher um Prof. Mark Pallen untersuchten Stuhlproben, um festzustellen, wie sich die Diversität und Zusammensetzung des Darmmikrobioms während der Zeit der Patienten auf der Intensivstation veränderte.

Obwohl die getesteten Patienten aus verschiedenen Gründen auf die Intensivstation gebracht wurden - dazu zählten Trauma, Herzinfarkt und Krebs -, zeigten zwei Drittel während ihres Aufenthalts eine deutliche Verringerung der mikrobiellen Vielfalt.

Aufenthalt auf der Intensivstation schädigt Darmflora

Der Aufenthalt auf der Intensivstation schädigte die Darmflora: Bei Langzeit-Intensivpatienten wurde das Darmmikrobiom von Bakterien dominiert, die möglicherweise pathogen werden. Am häufigsten fand sich Enterococcus faecium. Das ist ein verbreiteter Krankenhauskeim.

E. faecium kann schwere Infektionen verursachen, insbesondere an Orten, an denen medizinische Geräte wie intravenöse Kanülen verwendet wurden. Wenn diese Bakterien in die Blutbahn gelangen, kann es zu lebensbedrohlichen Infektionen kommen. Enterokokken-Infektionen sind besonders schwierig zu behandeln, da viele Arten in dieser Gruppe Resistenzen gegen mehrere Antibiotika entwickelt haben, einschließlich des letzten Antibiotikums Vancomycin.

Besonders Antibiotikum Meropenem wirkte sich negativ aus

Insbesondere ein Antibiotikum, Meropenem, wirkte sich negativ auf gesunde Darmbakterien bei Intensivpatienten aus. Um die mikrobielle Vielfalt zu schützen, schlagen die Forscher vor, den Patienten Medikamente zu verabreichen, die sie absorbieren oder inaktivieren, wie zum Beispiel Holzkohle, um den Einfluss von Antibiotika auf das Darmmikrobiom zu verringern.

Eine andere Möglichkeit könnte darin bestehen, die mikrobielle Vielfalt bei Intensivpatienten durch Transplantation von Mikrobiota im Stuhl wiederherzustellen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Microbial Genomics veröffentlicht.

Foto: aok-bundesverband

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