Auf Kreta entdeckte Gen-Variante hält Herz gesund
In Mylopotamos im Norden Kretas erreichen die Bewohner ein hohes Alter bei guter Gesundheit. Forscher des Wellcome Trust Sanger Insitute rätselten darüber, dass dort kaum Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten, obwohl die Ernährung reich an tierischen Fetten ist. Ursache scheint eine Gen-Variante zu sein.
Es wird in dieser Gegend viel Fleisch und Käse verzehrt, was an sich das Risiko für gesundheitliche Komplikationen wie Herzerkrankungen, Schlaganfall und Herzinfarkt erhöht. Die Wissenschaftler erhoben ein genetisches Porträt der Bevölkerung durch die Sequenzierung des gesamten Genoms. Beteiligt an der Untersuchung waren 250 Probanden.
Auf Kreta entdeckte Gen-Variante hält Herz gesund
Die Wissenschaftler entdeckten bei der Bevölkerung in dieser Region Kretas eine neue Gen-Variante: Diese war mit einem niedrigeren Niveau ungesunder natürlicher Fette (Triglyceride) und des schädlichen Cholesterin LDL assoziiert. Diese niedrigen Spiegel halten das Herz gesund und senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die nach wie vor weltweit die häufigste Todesursache darstellen.
Diese kardioprotektive Variante ist in dieser Population fast einzigartig. Bei einer Genom-Sequenzierung von einigen tausend Europäern fand sich nur eine Kopie dieser Variante bei einer einzigen Person in der Toskana. Eine separate Variante in demselben Gen wurde in der Amish-Population in den USA gefunden, sie war dort mit einer niedrigeren Konzentration von Triglyceriden assoziiert.
Studium isolierter Populationen aufschlussreich
Die Amish entwickeln auch seltener Diabetes als die übrige weiße Bevölkerung der USA, obwohl sie ebenso häufig übergewichtig sind. Dafür arbeiten sie viel körperlich und bewegen sich zu Fuß. Auch ihre Blutfettwerte sind besser als in der amerikanischen Normalbevölkerung.
Die abgeschieden lebenden Amish mit ihrem überschaubaren Genpool könnten ein Ansatz für weitere Forschungen des Wellcome Trust Sanger Instuitute sein: Studien-Autor Lorraine Southam: „Durch das Studium von isolierten Populationen können wir jene genetischen Varianten identifizieren, die im Vergleich zu kosmopolitischen Populationen eine höhere Häufigkeit aufweisen. Dies hilft dabei zu erkennen, welche Gen-Varianten bei komplexen menschlichen Krankheiten eine wichtige Rolle spielen.“
Das Team studierte auch eine isolierte Bevölkerung aus Bergdörfern in der Region Pomak im Norden Griechenlands. Wissenschaftler untersuchten das Genmaterial von 1.700 Menschen. Sie entdeckten vier verschiedene genetische Varianten, die den diastolischen Blutdruck beeinflussen, den Blutzucker-Spiegel, die Produktion weißer Blutkörperchen und den Hämoglobinspiegel. Die entsprechende Studie erschien im Fachblatt Nature Communications.
Vor allem Lebensstil beeinflusst Gesundheit
Dennoch bleibt es dabei: Es ist vor allem der Lebensstil, der die Gesundheit beeeinflusst. So entsteht etwa Diabetes 2 nicht von heute auf morgen, sondern entwickelt sich über Jahre. Man kann davon ausgehen, dass viele Menschen sich in einer Vorstufe befinden.
Über eine veränderte Ernährung und mehr Bewegung kann hier durchaus noch Einfluss genommen werden. In einer Studie der Uni Wien wurde das experimentell nachgewiesen: 76 erkrankte Personen haben über einen Zeitraum von acht Wochen 300 Gramm Gemüse pro Tag zusätzlich verzehrt – also eine Menge, die den Empfehlungen entspricht.
Schon nach acht Wochen vermehrter Zufuhr der bioaktiven Inhaltsstoffe hatten einen positiven Effekt: HbAc-Werte und Glucose-Spiegel veränderten sich, DNA-Schäden nahmen ab. Auch der Risikoscore für Herz-Kreislauf-Erkrankungen konnte gesenkt werden.
Phänotyp wichtiger als Genotyp
Die Wiener Forscher gehen davon aus, dass der Phänotyp, also wie wir leben, uns ernähren und bewegen, wichtiger ist als der Genotyp, das heißt, die genetische Prädisposition. Generell ist noch zu wenig darüber bekannt, welche Veränderungen im Körper die Gesundheit steuern, damit wir sehr alt werden.
So bleibt es bei der Empfehlung: Eine pflanzenbetonte Mischkost, die bunt und variantenreich ist. Das heißt: Maximal zwei- bis dreimal die Woche Wurst und Fleisch, einmal die Woche Fisch, Getreide und Hülsenfrüchte mehrmals täglich, fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag – bestenfalls in den Farben des Regenbogens, um alle nötigen Nährstoffe abzudecken.
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