Auch Saftschorlen enthalten zu viel Zucker
Mehr als 80 Liter zuckerhaltiger Getränke wie Cola, Eistee oder Limonade trinkt der Durchschnittsdeutsche pro Jahr. Im internationalen Vergleich nimmt Deutschland damit einen Spitzenplatz ein. Foodwatch hat nun dem riesigen Markt an Erfrischungsgetränken auf den Zahn gefühlt. Danach sind 59 Prozent der Getränke überzuckert, was laut Definition einem Zuckergehalt von über fünf Prozent entspricht. In 37 Prozent der untersuchten Getränke steckten sogar mehr als acht Prozent Zucker, also sechseinhalb Stück Würfelzucker pro 250ml.
In Pepsi Cola mehr als 11 Prozent Zucker gefunden
In den Test bezogen die Foodwatch-Prüfer insgesamt 463 Produkte ein: Limonaden, Energy Drinks, Saftschorlen, Brausen, Eistees, Near-Water-Getränke und Fruchtsaftgetränke. Dabei schnitten Energy Drinks und Limonaden am schlechtesten ab. Unter den Herstellern war es die Firma Pepsi: Ihre Zuckergetränke enthalten laut Studie im Schnitt elf Prozent Zucker.
Aber auch vermeintlich gesunde Saftschorlen enthalten mehr Zucker als empfohlen. In der „fritz - spritz Bio - Traubensaftschorle“ und der „Bio Shorly Rote Früchte“ von Capri Sonne fanden die Tester mehr als sieben Prozent Zucker. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, Fruchtsaft und Wasser im Verhältnis 1:3 zu mischen. Bei den meisten Schorlen wurden jedoch Wasser und Saft 1:1 gemischt – was den hohen Zuckergehalt erklärt.
Hersteller in die Pflicht nehmen
„Erfrischungsgetränke machen nicht frisch, sondern krank“, sagt Oliver Huizinga von Foodwatch. Es sei höchste Zeit, dass die Bundesregierung die Hersteller mit einer Zucker-Abgabe in die Pflicht nehme. „Entweder reduzieren Pepsi, Coke & Co den Zuckergehalt drastisch, oder sie müssen sich an den milliardenschweren Gesundheitskosten beteiligen und Präventionsprogramme finanzieren“, fordert Huizinga.
Mit diesen Forderungen ist Foodwatch nicht allein. Die Deutsche Diabetesgesellschaft (DDG) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordern schon seit Jahren eine Zuckersteuer, wie sie etwa Finnland, Frankreich, Belgien, China, Ungarn, Mexiko und einige US-amerikanische Städte eingeführt haben. In Großbritannien müssen Hersteller ab 2018 eine gestaffelte Abgabe zahlen, sofern Getränke die Fünf-Prozent-Grenze erreichen.
Softdrinks in Deutschland paradoxerweise geringer besteuert
In Deutschland hingegen werden alle Getränke, auch zuckerhaltige, mit einem reduzierten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent besteuert. Ein erster Schritt wäre aus Sicht der Mediziner die Steuer für zuckerhaltige Getränke auf 19 Prozent anzuheben – so wie derzeit für Äpfel und Birnen. Gleichzeitig könnte die Mehrwertsteuer auf gesunde Lebensmittel komplett entfallen. „Damit würde man eine Preisspreizung erreichen, die gesünderes Konsumverhalten belohnt und ein Umdenken bei den Herstellern anstößt“, meint DDG-Geschäftsführer Dr. Dietrich Garlichs. „Das Instrument Mehrwertsteuer wäre transparent und nachvollziehbar“. Aber auch eine Herstellerabgabe, wie Großbritannien sie einführt, ist aus Sicht des Mediziners eine gute Lösung, um die zunehmende Übergewichtsdynamik einzudämmen.
Softdrinks sind Kalorienbomben
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) teilte unterdessen mit, die Politik müsse endlich Verantwortung übernehmen. Zucker mache nachweislich dick und krank, er verursache Diabetes Typ II, Gefäßerkrankungen, orthopädische Probleme und Karies.
Vor allem Kinder und Jugendliche müssten besser vor Cola, Limonade, Eistee und Co. geschützt werden. Dafür fordert der Verband eine ganze Reihe von Maßnahmen: Lebensmittelampel, weniger Zuckerbeimengung, Werbeverbot, Zuckersteuer und Aufklärung.
„Wir sollten uns ein Beispiel an Mexiko nehmen“, sagt BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach. Dort wurden Ende letzten Jahres zwölf Prozent weniger zuckergesüßte Getränke konsumiert als vor Einführung der Steuer.
Laut der KIGGS-Studie des Robert Koch-Instituts trinken Minderjährige mehr als zwei Gläser der Zuckerbomben pro Tag. Mit Zucker gesüßte Getränke seien auch deshalb so gefährlich, weil sie zusätzlich zur normalen Nahrung aufgenommen werden, meint Fischbach. „Vielen Eltern ist nicht klar, wie gesundheitsschädlich Softdrinks sind.“
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