Auch Kinder können Rheuma haben

Rheuma wird bei Kindern oft erst spät entdeckt
Viele Menschen wissen nicht, dass auch Kinder und Jugendliche Rheuma haben können. Daher dauert es oft mehrere Monate, bis bei ihnen die richtige Diagnose gestellt wird – zu lange, wie Experten meinen. Denn eine frühe Diagnose ist wichtig, um die Erkrankung einzudämmen. Darauf macht auch Jörg Pilawa aufmerksam. Der bekannte Fernsehmoderator engagiert sich als Botschafter für die Deutsche Rheuma-Liga. Er kennt das Problem aus der eigenen Familie: Seine mittlerweile fünfjährige Tochter war gerade einmal zwei Jahre alt, als bei ihr Rheuma diagnostiziert wurde.
„Sie wollte morgens einfach nicht mehr aus dem Bett. Wenn man sie rausnahm, quengelte sie, legte sich auf den Boden und sagte, ihr tue alles weh“, erzählt Pilawa über die ersten Anzeichen der Erkrankung seiner Tochter. Glücklicherweise entdeckte ein Kinderarzt, dass die Gelenke des Kindes geschwollen waren. Vier Wochen nach den ersten Symptomen wurde von einer Spezialistin die Diagnose Rheuma gestellt – relativ schnell im Vergleich zu anderen Fällen.
Rheuma bei Kindern oft erst spät erkannt
Im Durchschnitt dauert es zwei Monate, bis Kinder nach den ersten Symptomen bei einem Kinderrheumatologen vorgestellt werden. Das ist zu lange, wie die Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) erklärt. Denn je früher eine Therapie startet, desto größer ist die Chance, die Krankheit zu stoppen. Das betont auch Professor Kirsten Minden, Vorstand der GKJR. „Wenn man es in den ersten fünf Jahren nicht geschafft hat, die Krankheit zu stoppen, nimmt die Chance ab", so die Expertin. Jedes zweite Kind mit Rheuma leidet auch noch als Erwachsener unter der Erkrankung.
Eines der Probleme bei der Diagnose ist, dass Gelenkschwellungen bei Kindern oft zunächst nicht auffallen. Außerdem äußern sich besonders kleine Kinder meist nicht über ihre Beschwerden. Doch Kleinigkeiten können Indizien für eine entzündlich-rheumatische Erkrankung sein, beispielsweise wenn sich die Kinder anders als sonst bewegen oder Schonhaltungen einnehmen. So stützen sich manche Kinder beispielsweise auf die Finger, um ihre Handgelenke zu schonen.
Medikamente und Bewegung wichtige Bausteine der Behandlung
„Wenn ich mit den Eltern rede und die Diagnose erläutere, sage ich immer: Man kann es gut behandeln. Wir haben gute Medikamente, die werden auch gut vertragen. Man muss etwas Geduld haben und eine Langzeittherapie machen“, erklärt Pilawa. Seine Tochter bekommt mittlerweile Medikamente, die regulierend auf ihr Immunsystem wirken, und ist weitgehend schmerz- und symptomfrei.
Neben der medikamentösen Therapie ist auch Bewegung ein wichtiger Baustein der Behandlung. Denn um Schmerzen zu verhindern, weichen viele Kinder auf andere Bewegungsmuster aus. Physio- und Ergotherapie können dazu beitragen, die normalen Bewegungsmuster wieder einzuüben und dauerhafte Fehlhaltungen zu vermeiden.
Eltern können sich Hilfe und Beratung in Selbsthilfegruppen holen. Auch Pilawa betont, dass der Austausch mit anderen Betroffenen enorm wichtig sei. Man brauche das Gefühl, nicht allein zu sein. Als größte deutsche Selbsthilfeorganisation berät die Deutsche Rheuma-Liga Betroffene und Angehörige und bietet praktische Hilfen an. Die Liga hat 290.000 Mitglieder und tritt für die Interessen rheumakranker Menschen in der Gesundheits- und Sozialpolitik ein.
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