Atemtest diagnostiziert Lungenkrebs

Lungenkrebs früher erkennen: Ein neuer Atemtest könnte bald das Diagnostikspektrum ergänzen
Lungenkrebs wird in den meisten Fällen zu spät entdeckt, denn der Tumor macht lange nur sehr unspezifische Symptome. Die meisten Lungenkrebspatienten sterben schon fünf Jahre nach der Diagnose. Zudem gibt es bislang keine verlässlichen Screening-Methoden. Weltweit wird daher nach neuen Diagnostika gefahndet.
Jetzt melden Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim einen bemerkenswerten Erfolg: Eine Atemluft-Analyse erkennt Lungenkrebs mit einer Zuverlässigkeit von 98 Prozent. Damit ist der Test treffsicherer als die bisherigen Röntgen- und CT-Untersuchungen, zudem kommt er ganz ohne Strahlenbelastung aus.
„Der Test lag mit der Diagnose Lungenkrebs in neun von zehn Fällen richtig. Damit hat die Methode eine derart hohe Trefferquote, dass sie im Klinikalltag zur Früherkennung angewendet werden könnte“, berichtet Guillermo Barreto, Arbeitsgruppenleiter am Max-Planck-Institut in Bad Nauheim.
Test misst RNA-Moleküle in der Atemluft
Für die Entwicklung des Atemtests haben sich die Wissenschaftler um Barreto Moleküle zu Nutze gemacht, die mit jedem Atemzug ausgeatmet werden. Es handelt sich dabei um bestimmte RNA-Moleküle, die sich zwischen gesunden Probanden und Lungenkrebspatienten unterscheiden. Die Krebszellen gleichen dabei Lungenzellen im Embryonalstadium.
In ihrer Untersuchung haben die Wissenschaftler Atemproben von 138 Probanden genommen. Zunächst wurden die RNA-Moleküle isoliert und dann deren Zusammensetzung analysiert. Aus diesen Daten berechneten die Max-Planck-Wissenschaftler dann die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen von Lungenkrebs. Bei 98 Prozent der Probanden, die tatsächlich Lungenkrebs hatten, lagen sie richtig. Und bei 90 Prozent der entdeckten Auffälligkeiten handelte es sich tatsächlich um Krebs.
Früherkennung von Lungenkrebs verbessern
„Die Atemluft-Analyse könnte die Erkennung von Lungenkrebs in frühen Stadien einfacher und zuverlässiger machen, sie wird die herkömmlichen Verfahren aber nicht völlig ersetzen können“, sagt Guillermo Barreto, Arbeitsgruppenleiter am Max-Planck-Institut in Bad Nauheim. Der Test könne jedoch ergänzend eingesetzt werden, um frühe Krebsstadien besser zu erkennen und die falsch-positive Diagnosen zu reduzieren.
Wegen seiner hohen Treffsicherheit soll der Test nun zur Marktreife weiterentwickelt werden. Die Wissenschaftler werden dabei von der Technologietransferorganisation Max-Planck-Innovation unterstützt. Zunächst sind aber noch weitere Studien nötig, um die Treffsicherheit des Atemtests an größeren Populationen zu belegen.
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