Asklepios-Kliniken holen Pflegekräfte von den Philippinen

Frisch gelandet: Die ersten Pflegekräfte von den Philippinen, die künftig für den Hamburger Klinikkonzern Asklepios arbeiten.
Polen, Südeuropa, Kasachstan: Aus diesen Ländern stammen bisher besonders viele der ausländischen Kranken- oder Altenpflegekräfte, die derzeit in Deutschland tätig sind. Der Hamburger Klinikkonzern Asklepios hat jetzt die ersten sechs von insgesamt 260 Krankenschwestern und -pflegern begrüßt, die in den kommenden Monaten nach Deutschland kommen sollen. Der bundesweit agierende private Klinikkonzern, der als Schwerpunkt die vormals kommunalen Krankenhäuser in Hamburg betreibt, geht damit neue Wege, um dem Personalmangel in Gesundheitsberufen zu begegnen.
OP und Intensiv: „Zehn Prozent der Stellen nicht besetzt"
„Der Fachkräftemangel in deutschen Kliniken ist deutlich spürbar, vor allem in der Intensivmedizin und in der OP-Pflege, und er wird zunehmen“, sagte Asklepios-Konzerngeschäftsführer Kai Hankeln. In vielen Kliniken seien in diesen Bereichen notgedrungen aktuell zehn Prozent der freien Stellen nicht besetzt, auch bei Asklepios. "Wir haben daher frühzeitig Initiative ergriffen, um die Situation zumindest in Teilen zu entspannen", sagte der Konzernchef weiter.
Crashkurs in Deutsch und interkultureller Kompetenz
Ausländische Fachkräfte sollen helfen, dem wachsenden Personalmangel in der immer älteren deutschen Gesellschaft zu begegnen. Schon seit 2013 bemühte sich Asklepios, Pflegekräfte in Ländern der EU zu akquirieren. Zusätzlich wurde etwa zeitgleich ein umfangreiches Programm in der Republik der Philippinen gestartet. Dort erlernen studierte und berufserfahrene Intensiv- und OP-Pflegekräfte mit Unterstützung von Asklepios die deutsche Sprache in einem neunmonatigen Sprachkurs. Nach Angaben des Klinikkonzerns erhalten die Pflegekräfte mit Kursbeginn einen Arbeitsvertrag und werden ab diesem Zeitpunkt auch schon von ihm bezahlt. Nach Abschluss des Sprachkurses findet demnach ein mehrwöchiger Intensiv-Workshop zur Vorbereitung auf die Pflegearbeit in Deutschland statt, geleitet von eigens eingeflogenen Asklepios-Lehrkräften.
Ein Knackpunkt: Anerkennung der Berufsausbildung
"Die Kollegen aus den Philippinen haben vor ihrem Berufseinstieg allesamt vier Jahre studiert, danach noch vier bis sechs Jahre praktisch in ihren erlernten Berufen gearbeitet“, sagt Thomas Krakau, Leiter des Konzernbereichs Pflege bei Asklepios. „Zusammen mit dem neunmonatigen Intensiv-Deutschkurs sind sie damit mehr als ausreichend für ihren Einsatz in Deutschland qualifiziert." Drei der jetzt in Deutschland angekommenen Filipinos besitzen bereits eine Anerkennung ihrer Berufsausbildung – oft ein Problem bei ausländischen Fachkräften. Sie können damit sofort anfangen zu arbeiten. Die anderen drei müssen sich noch der sogenannten Äquivalenzprüfung unterziehen. Erschwert werde die Personalgewinnung auf den Philippinen aber insbesondere durch eine monatelang dauernde Bearbeitung der Einreisevisa bei den deutschen Auslandsvertretungen, heißt es bei Asklepios.
Nach einem Bericht des „Hamburger Abendblatts“ akquirierte Asklepios schon 2013 150 junge Menschen aus Tunesien, mit dem Ziel, sie in Deutschland zu Gesundheits- und Krankenpflegern auszubilden. Das Projekt wurde vom Auswärtigen Amt gefördert, um die Freiheitsbewegung des „Arabischen Frühlings“ zu unterstützen. Dem Bericht zufolge soll Asklepios zumindest damals aber auch vor dem Problem gestanden haben, genügend Personal zu finden, das zu den im Konzern gezahlten Gehältern zu arbeiten bereit gewesen sei.
Pflegebranche: 25.000 Fachkräfte fehlen – Tendenz steigend
In Deutschland waren 2017 im Schnitt 10.814 Fachkräftestellen in der Krankenpflege nicht besetzt. In der Altenpflege waren es sogar 14.785. Hinzu kommen rund 10.000 Stellen für Hilfskräfte. Diese Zahlen gehen aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Grünen vom Frühjahr hervor. Innerhalb des Bundesgebiets ist der Fachkräftemangel demnach unterschiedlich groß. Mit rechnerisch 81 arbeitslosen Fachkräften auf 100 offene Stellen ist der Mangel an Krankenpflegepersonal in Berlin am geringsten und mit 29 zu 100 in Baden-Württemberg am größten. Der Bundesdurchschnitt liegt in diesem Segment der Pflege bei 41 zu 100.
Pflegeberufe: In der Schweiz oder in Schweden verdient man besser
Nach der Einschätzung von Branchenkennern gilt Deutschland für hochqualifiziertes Personal in der Kranken- und Altenpflege schon im europäischen Vergleich als nicht besonders attraktiv. Arbeitsbedingungen, Sozialprestige und Bezahlung seien in nordeuropäischen Ländern wie Großbritannien und Schweden oder in den Alpenländern Schweiz und Österreich deutlich besser und interessanter, berichten Experten.
Foto: Asklepios