Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Arzneimittel-Mix mit Risiken und Nebenwirkungen

Sonntag, 3. Februar 2013 – Autor:
Wer viele Medikamente einnimmt, muss mit erheblichen Wechselwirkungen rechnen. Mitunter sind diese für den Patienten hochgradig gefährlich. Insbesondere ältere Menschen und Pflegeheimbewohner sind gefährdet, zeigt eine neue AOK-Studie.
Arzneimittel-Mix mit Risiken und Nebenwirkungen

Manche Kombinationen haben schwere gesundheitliche Folgen

Patienten, die mehrere Arzneimittel gleichzeitig einnehmen, haben ein höheres Risiko für teils gefähliche Wechselwirkungen. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), die der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" vorliegt. Besonders betroffen sind ältere Menschen mit mehreren Erkrankungen, vor allem Pflegeheim-Bewohner.

Ausgewertet wurden die rund 65 Millionen verordneten Verpackungen für die 24 Millionen AOK-Versicherten bundesweit aus dem ersten Quartal des Jahres 2012. Insgesamt kam es im Auwertungszeitraum zu rund 206.000 kontraindizierten Kombinationsverordungen.  "Das Problem gefährlicher Arzneimittel-Kombinationen können Kassen und Ärzte nur gemeinsam lösen", erklärte der Chef der AOK Hamburg/Rheinland, Günter Wältermann. Die AOK suche das Gespräch mit den Medizinern, wenn bedenkliche Verordnungen auffielen. Wältermann sieht vor allem Handlungsbedarf bei der Versorgung von Pflegeheim-Bewohnern. "Dort werden teilweise Dosierungen und Kombinationen verordnet, die unter Körperverletzung fallen", sagte er der Zeitung. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) schätzt, dass rund 300.000 Krankenhausaufenthalte pro Jahr durch Wechselwirkungen von Arzneimitteln bedingt sind.

300.000 Krankenhauseinweisungen pro Jahr durch Medikamentenwechselwirkungen

Unterdessen hat eine Untersuchung der Handelskrankenkasse HKK im Großraum Oldenburg-Bremen gezeigt, dass 60 Prozent der Patienten über 65 mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen. Die Erhebungen der HKK aus dem Jahre 2010 sprechen eine deutliche Sprache: Je mehr Ärzte an einer Therapie beteiligt sind, desto größer ist das Polypharmazie-Risiko für die Patienten, was wiederum für Folgeerkrankungen verantwortlich ist.

„Je mehr Medikamente der Patient verordnet bekommt, desto schwieriger lässt sich die Gesamtmedikation beurteilen, so der Vorsitzende des Bundesverbandes Patientenindividueller Arzneimittelverblisterer (BPAV), Hans-Werner Holdermann. „Viele Patienten werden durch die Vielzahl der Medikamente zudem verunsichert und das hat zur Folge, dass sie die Therapie in Eigeninitiative verändern, selbständig abbrechen oder auch auf andere Therapien ausweichen.

„Das wiederum führt zu Fehlmedikationen, an deren Ende nicht selten eine stationäre Einweisung steht, so Holdermann weiter. Durch die Verblisterung erhalte jeder Patient zur richtigen Zeit die richtige Tablette nach vorheriger Planung durch einen Pharmazeuten. Die Lösung des Problems gebe es somit schon. Warum diese nicht flächendeckend in Deutschland umgesetzt werde, sei  verwunderlich.

Foto: AOK-Mediendienst

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Arzneimittel , Wechselwirkungen , Alter

Weitere Nachrichten zum Thema Arzneimittel

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin