Arzneimittel-Atlas 2009 erschienen
Im Jahr 2008 sind die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Arzneimittel um 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Dies entspricht, laut den Autoren des Arzneimittel-Atlas', den durchschnittlichen Zuwachsraten der letzten zehn Jahren. Der Arzneimittel-Atlas ist eine jährliche Analyse des Arzneimittelverbrauchs in der Gesetzlichen Krankenversicherung. Er wird im Auftrag der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) vom IGES Institut in Berlin erstellt.
Die Autoren berichten ausserdem über grosse regionale Unterschiede. So sei die Versorgung der Patienten mit neuen Arzneimitteln davon abhängig, in welchem Bundesland sie lebten. In Bremen und Niedersachsen erhalten Patienten in der Grundversorgung wesentlich seltener neue Arzneimittel als etwa in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen. Dazu erklärte Prof. Bertram Häussler, Leiter des IGES-Instituts: "Bemerkenswert ist die Tatsache, dass in den Bundesländern, welche die Verordnung von neuen Arzneimitteln stärker begrenzen, der Verbrauch deutlich ansteigt, sobald sie generisch geworden sind. Das zeigt, dass Ärzte diese neuen Arzneimitteln keinesfalls für verzichtbar halten, sie aber aus Kostengründen zeitlich verzögert den Patienten zugute kommen".
Anlässlich dieser Erkenntnis warf der vfa-Vorsitzende Dr. Wolfgang Plischke die Frage auf, ob in Deutschland tatsächlich alle Patienten von Innovationen im Arzneimittelbereich profitieren können. "Die therapeutischen Optionen werden aufgrund der Anstrengungen der forschenden Pharma-Unternehmen weiter wachsen", erklärte Plischke. "Haben wir "gestern" erstaunliche Fortschritte in der Behandlung von AIDS gesehen, können wir sie "morgen" wahrscheinlich bei Krebs oder Rheuma sehen. Aber die Frage ist, ob auch alle Patienten von diesen Fortschritten profitieren können?"
Die Durchdringung des Marktes mit Innovationen sei schon heute in Deutschland besonders schlecht: Während der Anteil innovativer Arzneimittel in Ländern wie Frankreich, Spanien und Italien bei rund 13 Prozent liege, sei der Anteil hierzulande weit niedriger - nur etwa sechs Prozent der verschriebenen Präparate in Deutschland seien in den letzten fünf Jahren auf den Markt gekommen.
"Forschende Pharma-Unternehmen haben tatsächlich die Tür zu ganz neue Therapieoptionen bei schweren und schwersten Erkrankungen geöffnet. Das hat das System bislang zwar spürbar in Anspruch genommen, aber keineswegs gesprengt. Wenn wir der Versuchung widerstehen, im Arzneimittelsektor auf Gleichmacherei und Zuteilung zu setzen und stattdessen konkurrierenden Lösungen Raum geben, wird sich daran auch nichts ändern", so Plischke weiter.
Auszüge aus dem neuen Arzneimittel-Atlas gibt es im Internet unter:
www.arzneimittel-atlas.de