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Arthrose: Schmerzende Fingergelenke nicht einfach hinnehmen!

Donnerstag, 5. September 2019 – Autor: anvo
Arthrose gehört zu den Volkskrankheiten in Deutschland. 60 Prozent aller Menschen über 65 Jahren leiden an dem Gelenkverschleiß. Sind die Hände betroffen, kann es zu starken Beeinträchtigungen kommen. Experten raten zu einer frühzeitigen Behandlung der Fingerpolyarthrose.
Fingergelenksarthrose

Arthrose in den Fingergelenken kann äußerst schmerzhaft sein – Foto: ©Khunatorn - stock.adobe.com

Eine Fingergelenksarthrose wird weder durch bestimmte Bewegungen, bestimmte Hobbys oder Berufe ausgelöst. In der Regel ist die Entstehung einer Arthrose genetisch bedingt. Hinzu kommt eine altersbedingte Abnutzung der Gelenke. Manche Menschen sind allerdings schon in jungen Jahren betroffen. Auffällig ist auch, dass es Frauen häufiger als Männer trifft.

Mehr als die Hälfte aller Frauen über 50 Jahren leiden nach längerer Nachtruhe unter steifen, gelegentlich schmerzenden Fingern. Diese ersten Anzeichen einer Fingerpolyarthose können unbehandelt zu geschwollenen, unbeweglichen und deformierten Gelenken führen, die jeden Handgriff zur Qual werden lassen.

Auch wenn es sich bei der Arthrose der Fingergelenke in erster Linie um eine Abnutzungserscheinung handelt, müssen und sollten Betroffene dies nicht einfach als „normale Alterscheinung“ hinnehmen. Vielmehr stehen je nach Schweregrad der Erkrankung verschiedene Therapien zur Verfügung – von Bewegungsübungen bis hin zur Operation. Das teilt die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGORh) im Vorfeld ihres Rheuma-Kongresses in Dresden mit.

Fingerpolyarthrose kann behandelt werden

Schmerzende Fingergelenke werden allzu oft als bloße Alterserscheinung hingenommen. Dabei gibt es gerade bei rechtzeitiger Diagnose wirksame und schonende Anwendungen und Therapien, die den Krankheitsverlauf der Fingerpolyarthrose hinauszögern können. Erst im fortgeschrittenen Stadium kommen Medikamente oder gar operative Eingriffe zum Einsatz.

„Gerade zu Beginn der Erkrankung haben die Patienten zwar schon knöcherne Deformierungen an den Händen, aber unter Umständen noch gar keine Schmerzen“, sagt Professor Ralph Gaulke, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie und Leiter der Sektion obere Extremität, Fuß- und Rheumachirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Bereits in diesem frühen Stadium könnten Betroffene beginnen, mittels täglicher Bewegung der Finger die Beweglichkeit der Gelenke zu trainieren und so zu erhalten.

Verschleißerscheinungen von Entzündungen unterscheiden

Kommen erste Schmerzen auf, ist es entscheidend für die Behandlung, ob es sich um aktuell entzündungsbedingte Schmerzen handelt oder ob sie rein verschleißbedingt sind. Bei Entzündungen tritt meist zu den Schmerzen eine zusätzliche Wärmeentwicklung auf, bei verschleißbedingten Beschwerden bleiben die Gelenke "kalt". Hier können Wärmeanwendungen sogar schmerzlösend wirken, während bei Entzündungen Eisbäder helfen können. Auch individuell angefertigte Schienen können das Gelenk entlasten und dadurch Linderung verschaffen.

Wird die Fingerpolyarthrose von einer Entzündung begleitet, ist sie schwerer zu behandeln. Viele Betroffene greifen zu schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten. „Das ist leider keine Dauerlösung, zumeist sind schwere Nebenwirkungen für Herz-Kreislauf-System und Magen-Darm-Trakt die Folge regelmäßiger Medikamenteneinnahme“, warnt Experte Gaulke. Im ersten Schritt empfiehlt er auch hier, die Schmerzen über die Temperatur zu lindern.

Im Einzelfall kann Operation helfen

Helfen Anwendungen nicht mehr weiter, ist die dauerhafte Verträglichkeit schmerzstillender Medikamente nicht gegeben oder schränkt die Fingerpolyarthrose Betroffene allzu sehr beim Bewegen der Hände ein, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Durch das Greifen sind häufig die Gelenke von Daumen und Zeigefinger betroffen: Im Daumensattelgelenk reibt der Mittelhandknochen bei jeder Bewegung auf dem Vieleckbein, einem Handwurzelknochen. Dieser wird daher bei einer Operation entfernt. Die verbleibende Lücke führte jedoch in der Vergangenheit häufig dazu, dass nach einiger Zeit erneut eine Instabilität beim Greifen im Daumen entstand.

Betroffene sollten frühzeitig einen Arzt aufsuchen

Daher sind einige Operateure dazu übergegangen, anstelle des Knochens einen Kunststoffplatzhalter einzusetzen. Dieser löst sich langsam auf und wird durch festes Narbengewebe ersetzt – offenbar mit guten klinischen Ergebnissen. Bei Mittel- und Endgelenken der Finger bringt eine Gelenkversteifung das beste Ergebnis, so die DGORh.

Allerdings gilt das erst als letzte Option. „Zu diesem Mittel sollten wir erst greifen, wenn die Schmerzen nicht mehr anderweitig behandelbar sind – die Folge einer Versteifung ist nämlich ein vollständiger Funktionsverlust im jeweiligen Gelenk“, erklärt Dr. med. Roger Scholz, Tagungspräsident seitens der DGORh. Auch deswegen gelte: „Bei ersten Schmerzen in den Fingergelenken sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen, damit die Erkrankung frühzeitig optimal behandelt werden kann“, so Scholz.

Foto: © Khunatorn - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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