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Antikörper-Wirkstoff-Konjugate: Neue Option für Lymphom Patienten mit schlechter Prognose

Samstag, 8. Februar 2020 – Autor:
Etwa jeder dritte Patient mit einem diffus-großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) spricht auf die Standardtherapie nicht an oder erleidet rasch einen Rückfall. Ein neu zugelassenes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat verbessert die Prognose dieser schwer kranken Patienten.
Bilsang unheilbares Lymphom: Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Polivy verbessert die Prognose

Bilsang unheilbares Lymphom: Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Polivy verbessert die Prognose – Foto: ©Elnur - stock.adobe.com

Das diffus-großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) ist eigentlich gut therapierbar: Mit der Standard Chemo-Immuntherapie werden etwa 60 bis 70 Prozent der Patienten geheilt. Eine schlechte Prognose haben jedoch die restlichen 30 Prozent, die beispielsweise altersbedingt oder aufgrund von eines schlechten Allgemeinzustands nicht für eine Stammzelltransplantation geeignet sind. Im Schnitt sterben diese Patienten schon nach einem knappen halben Jahr.

 

Rate der Komplett-Remission verdoppelt

Neue Hoffnung macht nun ein Mitte Januar zugelassenes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat: Polivy kann die Prognose dieser Patienten deutlich verbessern, wie die zulassungsrelevante Studie GO29365 zeigt. Danach kann das Medikament von Roche in Kombination mit Bendamustin und Rituximab das mediane progressionsfreie Überleben um knapp sechs Monate (9,5 vs. 3,7 Monate) und das Gesamtüberleben um knapp acht Monate (12,4 vs. 4,7 Monate) verlängern. Außerdem verdoppelte es die Rate kompletter Remissionen von 17,5 auf 40 Prozent. 

Neue Therapie verbessert Prognose schwer kranker Patienten

„Polivy eröffnet Lymphom Patienten, die bislang unter der Standardtherapie keinen oder nur einen sehr kurzen Krankheitsstillstand erreichen konnten, neue Chancen“, sagte der Onkologe Prof. Bertram Glaß vom Helios Klinikum Berlin-Buch bei einer Pressekonferenz im Januar. „Auf so eine Therapieoption haben wir lange gewartet.“

So könne die neue Medikamentenkombination als Alleintherapie gegeben werden. „Die Patienten sprechen lange darauf an.“ Oder die Patienten würden durch die Therapie wieder so fit, dass sie sich einer Stammzelltherapie oder möglicherweise auch einer CAR-T-Zelltherapie unterziehen könnten. „Wir hatten einen solchen Fall schon an unserer Klinik“, meinte der Lymphom-Spezialist mit Blick auf einen schwer kranken 40-jährigen, der sich erst durch die Behandlung mit Polivy einer Stammzelltransplantation unterziehen konnte.

Wie wirkt Polivy?

Polivy gehört zur neuen Medikamentengruppe der sogenannten Antikörper-Wirkstoff-Konjugate. Diese Medikamente bestehen aus einem Antikörper und einer hoch toxischen Chemotherapie, die normalerweise kein Patient überleben würde. Der Antikörper ist jedoch mit Peptid-Linkern ausgestattet, die den toxischen Wirkstoff - in diesem Fall Vedotin - direkt in die Krebszelle bringen.

Bei Polivy handelt es sich also um ein zielgerichtetes Medikament, das bestimmte Marker des Tumors ansteuert. Zugelassen ist es in Kombination mit dem Chemotherapeutikum Bendamustin und dem Immuntherapeutikum Rituximab (Original-Biologikum MabThera). Das ist die Standard Chemo-Immuntherapie für DLBCL-Patienten. Verabreicht werden darf Polivy vorbehandelten Erwachsenen mit diffus-großzelligem B-Zell-Lymphom, die für eine Stammzelltransplantation nicht geeignet sind. Das sind meist ältere Menschen.

„Das bewährte Schema um Polivy zu ergänzen, kann einen signifikanten Überlebensvorteil für die 30 Prozent der schwer behandelbaren Patienten bringen“, betonte Glaß. „Vermutlich wird die Kombinationstherapie mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat hier zum neuen Therapiestandard."

Foto: © Adobe Stock/Elnur

Hauptkategorien: Medizin , Gesundheitspolitik
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