
Neue Antikörper-Therapie soll Erfolg bei Kampf gegen Glioblastom bringen – Foto: ©psdesign1 - stock.adobe.com
Das Glioblastom ist die häufigste bösartige Hirntumorart bei Erwachsenen. Für die stets tödlich endende Krebserkrankung haben Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz einen neuen Therapie-Ansatz entwickelt. Sie kombinieren das Chemotherapeutikum Temozolomid mit zwei speziellen Antikörpern, die das Wachstum neuer Blutgefäße in dem Krebs hemmen.
Hat eine Krebsgeschwulst eine Größe von wenigen Millimeter überschritten, kann sie nicht mehr genug Sauerstoff und Nährstoffe aus dem umliegenden Gewebe aufnehmen. Um zu überleben, benötigt ein solider Tumor daher eigene Blutgefäße. Die Bildung von neuen kapillaren Blutgefäßen geht von existierenden Gefäßen aus und wird als Angiogenese bezeichnet.
Antikörper hemmen Gefäß-Wachstum des Glioblastom
Blutgefäße sind von einer einzelligen Schicht an Endothelzellen ausgekleidet. Mit Hilfe der Endothelzellen vermag der Tumor zu wachsen, denn zu Beginn der Angiogenese werden diese reaktiviert. Dies ermöglicht dem Tumor Substanzen zu bilden und abzugeben, die als Schlüsselsignal zur Bildung neuer Verzweigungen und somit weiterer Blutgefäße dienen.
Zu diesen Substanzen zählt auch der Gefäßwachstumsfaktor (Vascular Endothelial Growth Factor, kurz VEGF). Er bindet an Rezeptoren der Endothelzellen, steuert so deren Wachstum und Vermehrung und fördert dadurch das Auswachsen neuer Blutgefäße. Die Antikörper Anti-EGFL7 und Anti-VEGF hemmen diesen Faktor.
In experimentellen Hirntumor-Modellen kehrte sich der Gefäßwachstums-Prozess dadurch um - damit erhöhte sich die Überlebensdauer. EGFL7 spielte in jüngster Zeit bereits bei der Behandlung von neurologischen Krankheiten wie Schlaganfall oder Multiple Sklerose eine Rolle - und steigerte die Wirkung der konventionellen Therapien, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.
Mehr Männer erkranken am Glioblastom
Das Glioblastom ist ein aggressiv wachsender Hirntumor. Es entwickelt sich aus dem Stützgewebe des Gehirns, den Gliazellen. Diese teilen sich rasch, wodurch der Tumor schnell wachsen kann. Zudem erfolgt eine starke Infiltration des umliegenden Gewebes. Von der Erkrankung sind überdurchschnittlich viele junge Patienten betroffen, die meisten Glioblastomerkrankten sind zwischen 45 und 70 Jahre alt. Der Anteil der Männer ist etwa doppelt so hoch wie der Frauenanteil.
Die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten umfassen chirurgische Entfernung gefolgt von Strahlen- und Chemotherapie. Da jedoch auch nach erfolgreicher Therapie in der Regel innerhalb eines Jahres Rezidive auftreten, sterben die Betroffenen im Durchschnitt innerhalb von 15 Monaten nach der Erstdiagnose.
Erweiterte Kombinationstherapie könnte Überleben verlängern
Die zuletzt erprobte Therapie mit dem Gefäßwachstums-Hemmer Avastin brachte für die Patienten keinen Vorteil. "Eine erweiterte Kombinationstherapie könnte der Diagnose ‚unheilbarer Hirntumor‘ einen Teil ihres Schreckens nehmen", sagt Studien-Leiter Prof. Mirko HH Schmidt vom Institut für Mikroskopische Anatomie und Neurobiologie der Universitätsmedizin Mainz. Die Ergebnisse seiner Studie wurden im Fachmagazin EMBO Molecular Medicine veröffentlicht.
Ein andereres Forscherteam hat derweil eine Impfung erprobt, bei der die Gliablastom-Patienten speziell auf ihren Tumor trainierte Abwehrzellen erhielten. Die Studie ist noch nicht abgeschlossen, lässt aber hoffen, was eine Verlängerung der Überlebenszeit betrifft.
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