Antidiabetikum senkt Sterblichkeit bei Herzinsuffizienz
Dapagliflozin war der erste SGLT-2 Hemmer, der für die Diabetestherapie zugelassen wurde. In zulassungsrelevanten Studien hatten sich bereits positive Effekte fürs Herz gezeigt. In der soeben publizierten DAPA-HF-Studie war das Antidiabetikum nun erstmals an Herzinsuffizienz-Patienten untersucht worden. Die Ergebnisse wurden am Freitag in Berlin auf den Herztagen 2019 vorgestellt. Danach senkt das Mittel sowohl die Todesrate als auch die Rate an Hospitalisierungen wegen einer akuten Verschlechterung der Herzinsuffizienz. Dieser kombinierte Studienendpunkt war in der Dapagliflozin-Gruppe um 26 Prozent geringer als in der Placebo-Gruppe.
Weniger kardiovaskulär-bedingte Todesfälle
Konkret bedeutet das: Im Dapagliflozin-Arm verstarben während des zweijährigen Studienzeitraums 9,6 Prozent der Patienten an einer kardiovaskulären Ursache, im Kontrollarm waren es 11,5 Prozent. Eine akute Verschlechterung der Herzinsuffizienz trat unter Dapagliflozin bei 10 Prozent der Studienteilnehmer auf, unter Placebo bei 13,7 Prozent. Dabei machte es keinen Unterschied, ob die Patienten neben der Herzinsuffizienz auch an Diabetes litten oder nicht.
Unklarer Wirkmechanismus bei Herzinsuffizienz
„Diese Ergebnisse sind signifikant und zeigen, dass der SGLT-2 Hemmer mehr ist als ein Antidiabetikum“, erklärte Prof. Michael Böhm vom Universitätsklinikum Homburg/Saar. Wieso der SGLT-2 Hemmer auch Herzinsuffizienzpatienten schützt, ist bislang nicht ganz klar. Diskutiert werden momentan fünf bis sechs unterschiedliche Mechanismen. „Wir gehen von einem Klasseneffekt aus“, sagte der Kardiologe mit Blick auf andere SGLT-2 Hemmer.
In die DAPA-HF-Studie waren 4.744 Patienten aus 410 Zentren aus 20 Ländern eingeschlossen. Die Patienten litten an chronischer Herzinsuffizienz der NHYA-Stadien II, III und IV, 42 Prozent hatten außerdem einen manifesten Diabetes Typ 2. Eine Gruppe erhielt neben der Standardbehandlung für Herzinsuffizienz zusätzlich einmal täglich Dapagliflozin (Forxiga 10 mg), die andere Gruppe zusätzlich ein Placebo.
Praktisch eine schweren Unterzuckerungen
In dem 24-monatigen Beobachtungszeitraum traten keine signifikanten Sicherheitsbedenken auf. Schwere Unterzuckerungen waren in beiden Gruppen mit 0,2 Prozent selten. In Bezug auf typische Komplikationen bei Herzinsuffizienz wie Volumenverlust oder Nierenkomplikationen gab es praktisch keinen Unterschied zwischen Dapagliflozin und Placebo.
Zulassung beantragt
Nach Auskunft von Professor Böhm werden die Studienergebnisse nun auch in die Leitlinie Herzinsuffizienz einfließen. Die überarbeitete Fassung soll 2021 erscheinen. Derweil rechnet Hersteller Astra Zeneca mit einer Zulassung von Dapagliflozin für die neue Indikation Herzinsuffizienz bis Mitte nächsten Jahres. Bis dahin kann das Antidiabetikum Herzinsuffizienz-Patienten ohne Diabetes off Label verschrieben werden.
Die Studienergebnisse von DAPA-HF sind soeben im News England Journal of Medicine erschienen.
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