Antibiotika-resistentes mcr-1-Gen in Münster nachgewiesen

Besorgniserregender Fund: Keime mit dem Colistin resistenten mcr-1-Gen in vier Jahre alter Patientenprobe nachgewiesen – Foto: Dr_Kateryna - Fotolia
Ende 2015 wurde das sogenannte das mcr-1-Gen in China entdeckt. Es macht Bakterien wie Escherichia-Coli gegen Antibiotika resistent und gilt als hoch gefährlich. Denn auch das Reserveantibiotikum Colistin schlägt bei diesem Stamm nicht mehr an. Zudem wird befürchtet, dass das Gen auf andere Bakterien übertragbar ist.
Keim seit mindestens vier Jahren in Deutschland
In Deutschland wurde mcr-1 bereits mehrfach bei Schweinen nachgewiesen. Doch auch Menschen sind betroffen, wie Wissenschaftler der Universitätsklinik Münster (UKM) jetzt melden. Zunächst fanden die Forscher das Gen in einer Patientenprobe aus dem Jahr 2014, zuletzt bei einer aus dem Jahr 2012. „Diese Funde belegen, dass das Gen in Bakterien isoliert vom Menschen schon mindestens seit 2012 in Deutschland vorkommt“, sagt Dr. Jörg Wüllenweber, Oberarzt am Institut für Medizinische Mikrobiologie des UKM.
In den USA hatte im Mai ein Fall für Schlagzeilen gesorgt, nachdem das mcr-1-Gen bei einer 49 Jahre alten Patientin nachgewiesen wurde. Die Frau war an einer Harnwegsinfektion mit ESBL-bildenden Keimen erkrankt, die gegen 15 Antibiotika unempfindlich waren. Zu ESBL-bildenden Keimen (Extended-Spectrum Betalaktamase Bildner) gehören auch Darmbakterien wie Klebsiellen und Escherichia-coli. Forscher sprechen auch von gramnegativen Bakterien.
Ausbreitung der Colistin-resistenten Erreger befürchtet
Die Isolate aus Münster wiesen ebenfalls einer Reihe von Resistenzen auf, komplett resistent waren sie aber nicht. „Dennoch sind wir alarmiert, da diese Art der Resistenz möglicherweise übertragbar ist“, so Wüllenweber. In der Folge wäre bei einer zunehmenden Anzahl von Infektionen die Behandlung mit dem Reserve-Antibiotikum Colistin nicht mehr möglich. Inwieweit sich die Colistin-resistenten E.coli-Stämme derzeit in Deutschland ausbreiten und ob eine Übertragung auch auf andere Darmkeime oder zwischen Tier und Mensch auftritt, ist bislang unklar. Infektiologe Wüllenweber fordert deshalb dringend mehr Forschung auf diesem Gebiet.
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