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Antibiotika-Cycling soll gegen Resistenzen helfen

Donnerstag, 22. Oktober 2015 – Autor:
Antibiotika-Resistenzen gefährden die öffentliche Gesundheit. Wie sollen bakterielle Infektionen mit einer schwindenden Zahl wirksamer Antibiotika behandelt werden? Forscher der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) testeten, wie sich mit Antibiotika-Cycling ihre Wirksamkeit erhalten lässt. Ihre Studie erschien im Fachmagazin Evolutionary Applications.

Kolonien von Pseudomonas aeruginosa wachsen in einer Petrischaleeiner

Kolonien des multiresitenten Keims Pseudomonas aeruginosa – Foto: Universität Kiel

Das Team um Prof. Hinrich Schulenburg und Dr. Gunther Jansen von der Arbeitsgruppe Evolutionsökologie und Genetik untersuchte, wie sich die abwechselnde Gabe zweier in der klinischen Praxis gebräuchlicher Antibiotika-Paare auf das Bakterium Pseudomonas aeruginosa auswirkt. Dieses Bakterium ist häufig multiresistent und kann bei immungeschwächten oder chronisch kranken Patienten lebensbedrohliche Infektionen verursachen.

Im Behandlungsalltag ist das Antibiotika-Cycling bereits üblich, bislang werden die verschiedenen Präparate jedoch für jeweils mehrere Wochen am Stück gegeben. Diese Intervalle sind wahrscheinlich zu lang. Bakterien sind in der Lage, innerhalb weniger Tage, im Extremfall sogar Stunden, Resistenzen auszubilden, heißt es weiter in einer Mitteilung der Universität.

Antibiotika-Cycling im raschen Wechsel wirkte gegen Resistenzen

Im Experiment wurden klinisch relevante Antibiotika in zwölfstündigem Wechsel eingesetzt und mit der dauerhaften Gabe eines einzelnen Antibiotikums verglichen. Der schnelle Wechsel erwies sich dabei als besonders wirkungsvoll.

„Uns hat überrascht, dass wir in unseren Experimenten trotz nicht-tödlicher Dosierung der Antibiotika dennoch die Eliminierung von Bakterienpopulationen erreichen konnten. Eine zeitlich komplexe Umgebung, wie sie durch den schnellen Wechsel der verschiedenen Antibiotika geschaffen wird, scheint in diesen Fällen die Resistenzbildungsmechanismen von Pseudomonas aeruginosa zu überfordern“, so Schulenburg.

Ergänzung zur Entwicklung neuer Medikamente

Die jüngsten Ergebnisse der Kieler Forschungsgruppe ergänzen die Entwicklung neuer resistenzhemmender Antibiotika-Klassen. „Die Entwicklung neuer Medikamente wird nicht mit der Geschwindigkeit mithalten können, mit der die Evolution der Krankheitserreger neue Behandlungsresistenzen hervorbringt. Unser Ansatz zielt daher darauf ab, die bereits bestehenden Wirkstoffe sinnvoller einzusetzen“, sagt Studien-Autor Roderich Römhild.

Ein weiterer Forschungs-Ansatz, um Alternativen zur Antibiotika-Behandlung aufzutun, nimmt in Europa derzeit wieder Fahrt auf: Phagen, bakterienvernichtende Viren, werden in einer französischen Studie an Patienten mit Verbrennungen getestet.

Foto: Christian Urban, Universität Kiel

Hauptkategorie: Medizin

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