Antibiotika bei Durchfall oft nicht sinnvoll
In Deutschland kommt es jährlich zu etwa 65 Millionen akuter Magen-Darm-Erkrankungen bei Erwachsenen. Nur in den wenigsten Fällen suchen die Betroffenen einen Arzt auf, und meistens heilt die Erkrankung bald von selbst aus. Gehen die Erkrankten aber doch zum Arzt, stellt dieser oft eine bakterielle Infektion aus Auslöser des Durchfalls fest. Nicht selten werden dann Antibiotika verschrieben. Dass dies nicht immer sinnvoll ist, betont die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS) in ihrer neuen Leitlinie.
„Selbst bei Kenntnis des Erregers ist eine Antibiotikabehandlung häufig nicht sinnvoll, da sie die Dauer der Erkrankung kaum verkürzt“, erläutert Professor Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Jena und einer der beiden Leitlinienkoordinatoren der DGVS. Durchschnittlich dauere eine Durchfallerkrankung drei bis vier Tage und verschwände dann von selbst.
Nur in Ausnahmefällen zu Antibiotika greifen
Sowohl bei Infektionen mit Bakterien wie Campylobacter als auch bei Erkrankungen durch Yersinien und Escherichia coli empfehlen die Autoren der Leitlinie, in der Regel auf Antibiotika zu verzichten. Selbst bei EHEC-Bakterien, die 2011 in Norddeutschland eine Epidemie ausgelöst hatten, ist laut der Experten nicht sicher, dass Antibiotika den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen, betont Professor Ansgar Lohse, Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, der die Leitlinie gemeinsam mit Stallmach koordiniert hat.
Bei Shigellen, die häufig schwere Erkrankungen auslösen, sollten die Ärzte allerdings Antibiotika verschreiben, empfiehlt die Leitlinie. „Allerdings sind Shigellen oft gegen Antibiotika resistent, so dass eine Resistenztestung erfolgen sollte", so Lohse. Auch bei Salmonellen und in Ausnahmefällen bei Reisedurchfällen könne eine Antibiose sinnvoll sein, insbesondere bei einer „Bakteriämie“, also dem Vorhandensein von Bakterien im Blut.
Durchfallerkrankungen dennoch erst nehmen
Lohse betont auch, dass Durchfallerkrankungen keineswegs immer harmlos sind. Gerade ältere oder immungeschwächte Patienten könne eine Gastroenteritis stark schwächen. Manchmal verlaufe ein Infekt sogar tödlich, so der Experte. So haben in den vergangenen Jahren vor allem Krankenhäuser einen starken Anstieg von teils schweren, manchmal lebensbedrohlichen Clostridium difficile-Infektionen zu verzeichnen. Dieses Bakterium kann insbesondere bei geschwächten Personen zu langanhaltendem Durchfall führen.
Patienten mit blutigen Durchfällen, einem schweren Krankheitsbild, Fieber über 38,5 Grad Celsius oder starkem Flüssigkeitsmangel sollten sich daher immer bei einem Arzt vorstellen. Bei weniger gravierenden Magen-Darm-Infekten helfen normalerweise einfache Mittel um die Symptome zu lindern: So kann der Arzt den Patienten Medikamente mit dem Wirkstoff Loperamid verschreiben, die den Darm beruhigen. Zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlusts empfiehlt die Leitlinie eine Salz- und Glukosetrinklösung, die in Apotheken erhältlich ist. Fruchtsäfte, Leitungswasser oder Cola seien dagegen ungeeignete Hausmittel, so die Experten.
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