Antibakterielles Nahtmaterial beugt Wundinfektionen kaum vor
Nach offenen Bauchoperationen treten bei knapp 16 Prozent der Patienten Wundinfektionen auf. Daran kann auch der Faden, der die Wunde verschließt, schuld sein, denn das von außen in den Körper eingebrachte Nahtmaterial kann sich zum Nährboden für Bakterien entwickeln und schwere Infektionen auslösen.
Ein im Jahr 2009 eingeführtes neues Nahtmaterial sollte hier Abhilfe schaffen. Der Faden ist mit Triclosan, einem in der Medizin häufig eingesetzten bakterienhemmenden Mittel, beschichtet. Ob das antibakterielle Nahtmaterial in der klinischen Praxis aber tatsächlich Wundinfektionen verhindern kann, war zunächst noch unklar. Erst kürzlich wurde am Studienzentrum der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (SDGC) eine Studie durchgeführt, die den Nutzen des neuartigen Nahtmaterials überprüfen sollte.
Auch mit antibakteriellem Faden treten viele Wundinfektionen auf
An der PROUD-Studie („Prevention of abdominal wound infection“) nahmen 1224 Patienten teil, bei denen eine offene Bauchoperation mittels eines Längsschnittes durchgeführt wurde. Bei einem Teil der Patienten wurden die Wunden mit dem neuen antibakteriellen Nahtmaterial PDS Plus vernäht, die anderen Probanden wurden mit einem herkömmlichen Faden behandelt. Die Ergebnisse der Analyse wurden jetzt in der Fachzeitschrift Lancet veröffentlicht.
Wie sich zeigte, konnte das beschichtete Nahtmaterial die Rate der Wundinfektionen kaum senken. In der PDS Plus-Gruppe traten bei 14,8 Prozent der Patienten Infektionen auf, in der Gruppe ohne speziellen Faden bei 16,1 Prozent. Damit war der Unterschied statistisch nicht signifikant.
Wundinfektion: Weitere schützende Maßnahmen notwendig
Antibakterielles Nahtmaterial kann also allenfalls ein Teil der Vorbeugemaßnahmen gegen Wundinfektion sein. Studienleiter Markus Diener betonte, dass das Augenmerk der Ärzte verstärkt auf weitere schützende Maßnahmen im Rahmen von operativen Eingriffen gerichtet werden müsse. So konnte die Studie auch zeigen, dass die vorsorgliche Gabe von Antibiotika und ein erfahrener Chirurg das Auftreten von Wundinfektionen verringern konnten.
Besonders wachsam müssen Ärzte sein, wenn es sich um ausgedehnte Operationen handelt, denn hier erhöht sich das Risiko für Wundinfektionen beträchtlich. Auch bei übergewichtigen Personen oder Patienten mit schweren Begleiterkrankungen ist die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen größer. Besonders gefährdet sind Patienten dann, wenn bei der Bauchoperation auch der Darm geöffnet werden muss, der zahlreiche Keime enthält.
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