04. August 2014 . Drucken . Krankenhauskeime Antibakterielle Knochenimplantate halten Keime in Schach Wie bei jeder Operation kann es auch bei der Implantation von künstlichen Knochen zu Infektionen kommen, die sogar tödlich enden können, wenn die Keime resistent gegen Antibiotika sind. Forschern ist es nun gelungen, Knochenimplantate mit einem integrierten Schutz vor Keimen zu entwickeln. Infektionen an den Knochen sind besonders problematisch. Jedes Jahr infizieren sich Hunderttausende von Patienten in deutschen Krankenhäusern mit Keimen, die gegen alle gängigen Antibiotika resistent sind. In der Folge kommt es zu nicht heilenden Wunden, chronischen Entzündungen und nicht selten sogar zu Todesfällen. Multiresistente Keime sind daher ein enormes Problem für das deutsche Gesundheitswesen. Auch wenn Chirurgen Knochenimplantate einsetzen, können Keime in den Körper eindringen, was besonders problematisch ist, da sich Infektionen am Knochen schwer behandeln lassen. Denn falls Antibiotika überhaupt wirksam sind, erreichen sie die Implantate nur in sehr geringen Konzentrationen. Besser wäre es also, Infektionen von vornherein zu vermeiden. Seit Jahren sind Forscher daher auf der Suche nach einem Knochenersatzstoff mit integriertem Infektionsschutz. Knochenimplantate: Mit Metallionen gegen Bakterien Knochenimplantate bestehen aus Apatit-Kristallen, die - genauso wie natürliche Knochen - aus Kalzium und Phosphor aufgebaut sind. Bisher haben Hersteller versucht, Infektionen zu vermeiden, indem sie Knochenersatzstoffe mit Antibiotika beschichtet haben. Ein hundertprozentiger Schutz ist das jedoch nicht, denn resistente Keime können sich dennoch ausbreiten. Ein Forscherteam vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart hat zusammen mit Materialwissenschaftlern vom französischen Institut Carnot CIRIMAT in Toulouse nach einer alternativen Methode zur Bakterienabwehr gesucht. In ihrem Projekt "Biocapabili" ("Biomimetic Calcium Phosphate Anti-bacterial Bone Implants for Local-infection Inhibition") haben sie einen Knochenersatzstoff mit integriertem Infektionsschutz entwickelt. Das Ziel der Forscher war es, mit natürlichen Stoffen die Besiedlung der Knochenimplantate mit Keimen zu vermindern oder zu unterdrücken. Dafür hat das Team mit verschiedenen Stoffen und Verbindungen wie beispielsweise mit Silber-, Kupfer- und Zinkionen, aber auch mit Enzymen und Peptiden experimentiert. Unter anderem ist es den Wissenschaftlern gelungen, Metallionen in die Apatit-Kristalle einzubauen, die es Bakterien schwer machen zu wachsen. Im Labortest zeigte sich, dass auf so behandelten Knochenersatzstoffen das Wachstum von gefährlichen Keimen um mehr als 90 Prozent reduziert war. Knochenimplantate mit Peptidbeschichtung Eine ähnliche Wirkung konnten die Wissenschaftler mit einer Peptid-Beschichtung, die zersetzend auf Bakterien wirkt, erzielen. Die mikrobiologische Prüfung bestätigte, dass sich auf den so beschichteten Knochenimplantaten Keime nicht vermehren konnten. Die Forscher konnten damit zeigen, dass es möglich ist, mit natürlichen Stoffen das Risiko für eine Infektion mit Krankenhauskeimen zu reduzieren. Die entwickelten Verbindungen müssen allerdings jetzt noch auf ihre Verträglichkeit geprüft werden. Den ersten Schritt haben die Wissenschaftler bereits gemacht: Den Implantatproben wurden menschliche Zellkulturen beigemengt, um zu überprüfen, wie viel Metallionen, Enzyme oder Peptide im Granulat die Zellen vertragen. Als nächstes sollen klinische Untersuchungen folgen, die das deutsch-französische Forscherteam in Zusammenarbeit mit der Industrie durchführen will. Foto: © Sebastian Kaulitzki - Fotolia.com Autor: red Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin Ihnen gefällt dieser Beitrag? Empfehlen Sie uns weiter.
. Nosokomiale Infektionen Über 500 Tote durch Krankenhauskeime in Berlin 12.07.2018 | Krankenhauskeime sind nach wie vor ein großes Problem des deutschen Gesundheitssystems. Allein in Berliner Krankenhäusern sind in den vergangenen Jahren 534 Menschen daran vestorben. Das geht aus einer Antwort der Gesundheitsverwaltung auf die Anfrage eines CDU-Abgeordneten hervor. mehr >
. Multiresistente Erreger Krankenhauskeim in Augencreme? Rossmann ruft Produkt zurück 16.01.2018 | Erneut muss ein Gesichtspflegeprodukt wegen gefährlicher Keime zurückgerufen werden: Die Augencreme ISANA Lift Triple von Rossmann könnte mit einem Krankenhauskeim kontaminiert sein. mehr >
. Antibiotikaresistenzen Multiresistenter Escherichia coli-Stamm breitet sich rasant aus 04.11.2017 | Krankenhausinfektionen werden immer häufiger durch Escherichia coli-Bakterien ausgelöst. Wissenschaftler haben jetzt einen Stamm entdeckt, der sich seit 2010 in Deutschland rasant ausbreitet. Das Bakterium ist gleich gegen mehrere Antibiotika resistent. mehr >
. Arzneimittel-Entsorgung Unverbrauchte Medikamente: Wohin damit? 15.02.2019 | Besonders Arznei-Wirkstoffe aus Antibiotika, Verhütungspillen... mehr >
. Infektionskrankheiten Immer mehr Masernfälle in Europa 15.02.2019 | Die Zahl der Masernerkrankungen hat sich im Jahr 2018 im... mehr >
. Kritik an der Kritik von Lungenärzten 8 Fakten: Deutsches Zentrum für Lungenforschung positioniert sich zu Luftschadstoffen 14.02.2019 | Nachdem eine Gruppe von 100 Lungenärzten die aktuell geltenden... mehr >
Immer mehr Hochbetagte werden am Herzen operiert Früher war mit 70 Jahren Schluss. Heute werden selbst noch über 90-jährige am Herzen operiert. Der Deutsche Herzbericht 2018 nennt Zahlen. mehr >
Migräne: Erenumab kann bestimmten Patienten helfen Erenumab ist der erste CGRP-Antikörper, der in Deutschland zur Migräneprophylaxe zugelassen ist. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) kam nun zu dem Ergebnis, dass das Medikament für bestimmte Patienten sinnvoll sein kann, wenn andere medikamentöse Therapien ausgeschöpft sind. mehr >
Migranten und Depressionen: Online-Programm richtet sich an arabischsprachige Patienten Die Wirksamkeit von Online-Programmen bei Depressionen wurde bereits in mehreren Studien belegt. Nun bietet die Deutsche Depressionshilfe ein Programm speziell für arabischsprachige Patienten in Deutschland an. mehr >
Rund um die Brust: Rekonstruktion, Verkleinerung und Vergrößerung 26. Februar 2019 Bildungszentrum am St. Marien-Krankenhaus Berlin, Gallwitzallee 123 - 143, 12249 Berlin
Qualitätssicherungskurse Ärztlicher Bereitschaftsdienst der KV Berlin 16. Februar 2019 KV Berlin, Masurenallee 6A, 14057 Berlin-Charlottenburg
23. Fortbildung · Kinder-Reanimation 18. Februar 2019 Besprechungsraum der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, St. Joseph Krankenhaus, Wüsthoffstraße 15, 12101 Berlin
Hygienemanagement in ambulant operierenden Praxen 19. Februar 2019 KV Berlin, Masurenallee 6A, 14057 Berlin
OP oder nicht OP? - Symposium 20. Februar 2019 Klinikum Neukölln, Rudower Straße 48, Klinik für Gynäkologie, 12351 Berlin
Die Dekade gegen den Krebs: Programm - Ideen - Konzepte 19. Februar 2019 Kalkscheune Berlin, Johannisstr. 2, 10117 Berlin
Organspende weitergedacht – Wie kann der Negativtrend gestoppt werden? 19. Februar 2019 Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG – apoBank, Kantstraße 129, 10625, Berlin
Disruption im Gesundheitswesen? Wie werden eGK, ePA und die Telematikinfrastruktur die Versorgungslandschaft verändern? 20. Februar 2019 Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Ziegelstraße 30, 10117 Berlin
Ernährungsumstellung beim Älterwerden Wie kommt das Schnitzel auf die Hüfte? 20. Februar 2019 An der Urania 17, 10787 Berlin
„Das Cannabis-Gesetz hätten wir nicht gebraucht“ . Mit dem 2017 in Kraft getretenen Cannabis-Gesetz wurde der Weg der evidenzbasierten Medizin verlassen. Das sagt der Neurologe Prof. Dr. Mathias Mäurer. Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin erläutert er seine Bedenken. mehr >
„Ein traumatisierter Flüchtling findet ohne Therapie nicht mehr ins Leben zurück“ . Der Neuropsychologe und Traumaforscher Prof. Dr. Thomas Elbert hält schnelle Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge für dringend nötig. Gesundheitsstadt Berlin hat mit ihm über lebenslange Traumafolgen, Gewaltbereitschaft und ein gelähmtes Land gesprochen. mehr >
„Wir könnten viele Leben retten“ . Die akute Aortendissektion ist immer ein Notfall. Einer Studie zufolge könnte vielen Menschen das Leben gerettet werden, wenn sie rechtzeitig und adäquat behandelt werden würden. Gesundheitsstadt Berlin hat mit Dr. Stephan Kurz vom Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) über die Versorgungssituation und das erfolgreiche Projekt „Aortentelefon“ gesprochen. mehr >