Anstieg der Krankengeld-Ausgaben gebremst
Schon seit 2015 beobachtet das Bundesgesundheitsministerium, dass sich die Zuwachsraten bei den Krankengeld-Ausgaben deutlich abgeflacht haben. Zuvor lagen sie mehrere Jahre hintereinander im zweistelligen Bereich. Zuletzt verzeichneten die Krankenkassen nach der vorläufigen amtlichen Statistik für die ersten neun Monate dieses Jahres eine Steigerung der Krankengeldausgaben von 3,4 Prozent je Versicherter. Weil sie seit letztem Jahr mehr Versicherte haben, gaben die Krankenkassen insgesamt 4,3 Prozent mehr aus als noch im vergleichbaren Zeitraum 2015.
Die Ausgaben für das Krankengeld lassen aber nur begrenzt Rückschlüsse auf den Krankenstand und die durchschnittlichen Krankheitstage 2016 zu.
Wie wird der Krankenstand gemessen?
Für die Bestimmung des Krankenstands gibt es verschiedene Methoden. Die amtliche Statistik der gesetzlichen Krankenversicherung insgesamt verwendet dafür eine Stichtagsregelung. Sie erhebt jeweils am Monatsersten, wie viele Arbeitsunfähigkeits-Meldungen vorliegen.
Der Bundesverband der Betriebskrankenkassen geht davon aus, dass dieses Verfahren dazu führt, dass der reale Krankenstand systematisch unterschätzt wird. Denn es wird auch an Wochenend-Tagen angewandt und bezieht Arbeitslose ein, die bei kurzzeitigen Erkrankungen in der Regel keine ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung einreichen.
Tarifpartner interessieren sich für durchschnittliche Krankheitstage
Der BKK-Bundesverband leitet seine Aussagen zum Krankenstand dagegen aus einer systematischen Erfassung der durchschnittlichen Krankheitstage für beschäftigte Krankenkassenmitglieder ab. Zu jedem Mitglied werden neben den ärztlich bescheinigten Arbeitsunfähigkeitstagen auch Alter, Geschlecht, Beruf, Branchen- und Bundeslandzugehörigkeit erfasst. So lassen sich Aussagen über den Krankenstand in bestimmten Branchen, Regionen oder Altersgruppen treffen.
Zuletzt hat der Verband die durchschnittlichen Krankheitstage für Oktober 2016 bundesweit auf gut 140 je 100 beschäftigte Mitglieder beziffert. Das bedeutet, dass jedes beschäftigte BKK-Mitglied im Durchschnitt im Oktober 1,4 Tage arbeitsunfähig krankgeschrieben war. Dabei gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den Bundesländern. So verzeichnet Baden-Württemberg nur 111,92 durchschnittliche Krankheitstage je 100 beschäftigte, Brandenburg dagegen 180,83 durchschnittliche Krankheitstage. Die meisten AU-Tage verursachten der BKK-Statistik zufolge im Oktober Muskel-Skelett-Erkrankungen (34,33 Tage je 100 beschäftigte Mitglieder), gefolgt von Atemwegserkrankungen (25,37) und psychischen Erkrankungen (19,22).
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