Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Ansteckungsgefahr beim Einsteigen ins Flugzeug besonders hoch

Mittwoch, 6. September 2017 – Autor:
Beim Einsteigen ins Flugzeug, dem so genannten Boarding, ist die Ansteckungsgefahr besonders hoch. Infektionskrankheiten können sich dabei leicht verbreiten, warnen US-Forscher.
Flugzeug-Passagiere

Besonders beim Einsteigen ins Flugzeg können Passagiere sich bei anderen anstecken – Foto: ©asawinklabma - stock.adobe.com

Forscher der Florida State University setzten eine Computer-Simulation ein, um die Dynamik von Krankheitsübertragungen in der zivilen Luftfahrt nachzuvollziehen. Danach sind die Flugzeugkabinen ein fruchtbarer Boden für die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Hintergrund war die sich 2014 auch durch Reisende ausbreitende, in Westafrika grassierende Ebola-Epidemie. Verfahren, die dafür sorgen sollen, die Passagiere schnell und effizient im Flugzeug zu verteilen, begünstigen die Verbreitung von Erregern, so Informatik-Professor Ashok Srinivasan.

Sein Team verwendete Supercomputer-Simulationen, um unter hunderten von internationalen Flügen diejenigen zu identifizieren, die am anfälligsten für die Ausbreitung der Infektionskrankheit waren. Die Forscher gaben dabei variable menschliche Verhaltensmuster ein: Wie lange brauchen die Passagiere, um ihr Gepäck in der Klappe über ihren Sitzen zu verstauen? Wann hat auch der letzte Nachzügler seinen Platz eingenommen? Ein Szenario dauerte 20 Minuten.

Ansteckungsgefahr beim Einsteigen ins Flugzeug am größten

Das Einsteigen barg dabei mehr Ansteckungs-Risiken als das Aussteigen. Das Drei-Zonen-Boarding-System, das viele Fluggesellschaften einsetzen, ist dabei deutlich riskanter als andere Boarding-Methoden. Dabei stehen die Passagiere in drei Wartenzonen zusammen. „Die Menschen in der gleichen Zone neigen dazu, sehr nah aneinander zu stehen. So lassen sich Infektionen leicht übertragen“, erläutert Srinivasan.

Den Forschern zufolge könnte eine bessere Option ein Zwei-Zonen-System sein, bei dem das Flugzeug in Längsrichtung in zwei Abschnitte geteilt wird, wobei die Passagiere erst auf der rechten und dann auf der linken Seite jeweils zufällig einsteigen. Diese System ist zwar weniger effizient, doch die dem Zufallsprinzip gehorchenden Boarding-Muster reduzierten die Passagier-Cluster, in denen Infektionen gedeihen.

20 neue Ansteckungen pro Monat

„Im Großen und Ganzen dauert das zufällige Boarding länger, aber wenn die Passagiere die Wahl hätten zwischen Ebola und ein paar Minuten mehr Wartezeit auf ihren Sitzplatz, würden sie sicher das letztere bevorzugen“, so der Wissenschaftler. Die Studie zeigte auch, dass sich Infektionen in kleineren Flugzeuge seltener verbreiten als in größeren Maschinen. Größere Passagier-Gruppen erhöhen das Risiko, sich mit einer übertragbaren Krankheit anzustecken.

Nach dem Rechenmodell läge die Wahrscheinlichkeit, sich mit Ebola anzustecken, bei den derzeitigen Boarding-Routinen bei  67 Prozent. Das wären  20 neue Infektionen pro Monat. Durch den Einsatz kleinerer Flugzeuge und anderer Einstiegs-Strategien reduziere sich diese Wahrscheinlichkeit auf 13 Prozent.

Die entsprechende Studie erschien im Fachmagazin Physical Review.

Foto: asawinklabma/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Infektionskrankheiten , Ebola

Weitere Nachrichten zum Thema Ebola

07.01.2015

Der Ursprung der akuten Ebola-Epidemie scheint aufgeklärt. Ein zweijähriger Junge aus Guinea soll sich vor gut einem Jahr beim Spielen in einem hohlen Baum an Fledermaus-Exkrementen angesteckt haben. An der Detektivarbeit waren auch deutsche Wissenschaftler beteiligt.

23.10.2014

Der Hamburger Ebola-Patient ist trotz schwerer Komplikation geheilt. Ärzte des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf konnten den WHO-Mitarbeiter allein mit intensivmedizinischen Maßnahmen retten – ganz ohne experimentelle Mittel. Der Fall könnte Wissenschaftlern wichtige neue Erkenntnisse liefern.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin