Ansteckungsgefahr beim Einsteigen ins Flugzeug besonders hoch
Forscher der Florida State University setzten eine Computer-Simulation ein, um die Dynamik von Krankheitsübertragungen in der zivilen Luftfahrt nachzuvollziehen. Danach sind die Flugzeugkabinen ein fruchtbarer Boden für die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Hintergrund war die sich 2014 auch durch Reisende ausbreitende, in Westafrika grassierende Ebola-Epidemie. Verfahren, die dafür sorgen sollen, die Passagiere schnell und effizient im Flugzeug zu verteilen, begünstigen die Verbreitung von Erregern, so Informatik-Professor Ashok Srinivasan.
Sein Team verwendete Supercomputer-Simulationen, um unter hunderten von internationalen Flügen diejenigen zu identifizieren, die am anfälligsten für die Ausbreitung der Infektionskrankheit waren. Die Forscher gaben dabei variable menschliche Verhaltensmuster ein: Wie lange brauchen die Passagiere, um ihr Gepäck in der Klappe über ihren Sitzen zu verstauen? Wann hat auch der letzte Nachzügler seinen Platz eingenommen? Ein Szenario dauerte 20 Minuten.
Ansteckungsgefahr beim Einsteigen ins Flugzeug am größten
Das Einsteigen barg dabei mehr Ansteckungs-Risiken als das Aussteigen. Das Drei-Zonen-Boarding-System, das viele Fluggesellschaften einsetzen, ist dabei deutlich riskanter als andere Boarding-Methoden. Dabei stehen die Passagiere in drei Wartenzonen zusammen. „Die Menschen in der gleichen Zone neigen dazu, sehr nah aneinander zu stehen. So lassen sich Infektionen leicht übertragen“, erläutert Srinivasan.
Den Forschern zufolge könnte eine bessere Option ein Zwei-Zonen-System sein, bei dem das Flugzeug in Längsrichtung in zwei Abschnitte geteilt wird, wobei die Passagiere erst auf der rechten und dann auf der linken Seite jeweils zufällig einsteigen. Diese System ist zwar weniger effizient, doch die dem Zufallsprinzip gehorchenden Boarding-Muster reduzierten die Passagier-Cluster, in denen Infektionen gedeihen.
20 neue Ansteckungen pro Monat
„Im Großen und Ganzen dauert das zufällige Boarding länger, aber wenn die Passagiere die Wahl hätten zwischen Ebola und ein paar Minuten mehr Wartezeit auf ihren Sitzplatz, würden sie sicher das letztere bevorzugen“, so der Wissenschaftler. Die Studie zeigte auch, dass sich Infektionen in kleineren Flugzeuge seltener verbreiten als in größeren Maschinen. Größere Passagier-Gruppen erhöhen das Risiko, sich mit einer übertragbaren Krankheit anzustecken.
Nach dem Rechenmodell läge die Wahrscheinlichkeit, sich mit Ebola anzustecken, bei den derzeitigen Boarding-Routinen bei 67 Prozent. Das wären 20 neue Infektionen pro Monat. Durch den Einsatz kleinerer Flugzeuge und anderer Einstiegs-Strategien reduziere sich diese Wahrscheinlichkeit auf 13 Prozent.
Die entsprechende Studie erschien im Fachmagazin Physical Review.
Foto: asawinklabma/fotolia.com