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Anfahrtsweg zu Notdienst-Apotheken oft unzumutbar weit

Sonntag, 3. Oktober 2021 – Autor:
Wenn die nächstgelegene Notdienst-Apotheke 15 Kilometer entfernt liegt, ist das schon nicht nah. Deutsche Verwaltungsgerichte definieren dies als Richtwert für eine noch zumutbare Maximalentfernung. In vielen strukturschwachen Regionen geht es da aber erst los. Das zeigt eine Stichprobe des ADAC.
Landstraße schlängelt sich durch Felder mit gelb blühendem Raps.

In den Weiten Mecklenburg-Vorpommerns leuchten besonders viele Rapsfelder. Weit ist es dort auch zur nächsten Notdienst-Apotheke. 40,4 Kilometer maßen Prüfer des ADAC für die Gemeinde Gager im Landkreis Vorpommern-Rügen. – Foto: AdobeStock/kentauros

Prüfer des ADAC haben ländlich gelegene Orte in den zehn Bundesländern mit den meisten strukturschwachen Gemeinden unter die Lupe genommen – und dann mit dem offiziellen Notdienstfinder www.aponet.de nach der nächstgelegenen offenen Apotheke gesucht. Das Ergebnis: In bald der Hälfte der Fälle (43 Prozent) betrug die Entfernung 15 Kilometer oder mehr. Nach einem Standard deutscher Verwaltungsgerichte sollte die Reise da bereits enden. Im gravierendsten Fall in Mecklenburg-Vorpommern betrug die Distanz sogar mehr als 40 Kilometer. Nicht einmal zehn Prozent der Ort haben eine Notapotheke im Radius von fünf Kilometern oder weniger zur Verfügung. „Die Versorgung mit Notdienstapotheken in strukturschwachen Regionen zum Teil mehr als dürftig“, urteilt der ADAC.

ADAC: Lage in Nordostdeutschland „problematisch"

Als besonders kritisch werten die ADAC-Prüfer Anfahrtswege von 20 Kilometern oder mehr. Hiervon waren 21 Prozent der untersuchten Orte betroffen, vor allem in ländlichen Gegenden von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. „Verteilt auf die Bundesländer zeigte sich, dass die Versorgung in diesen beiden Ländern tatsächlich problematisch ist“, heißt es dazu beim ADAC.

Bundesländer: Spitzenreiter und Schlusslichter

Im Schnitt mussten die ADAC-Prüfer Distanzen von über 14 Kilometern zurücklegen, bis sie das benötigte Medikament erhielten. Der Unterschied zwischen den Bundesländern waren dabei beträchtlich. Am nächsten lagen Apotheken tendenziell im Süden und Südwesten Deutschlands, am weitesten entfernt im Nordosten.

Durchschnitts-Entfernung Wohnort-Apotheke: Die Top drei

  • Rheinland-Pfalz: 11,8 km
  • Bayern: 11,9 km
  • Baden-Württemberg: 12,4 km

Durchschnitts-Entfernung Wohnort-Apotheke: Die Schlusslichter

  • Brandenburg: 19,4 km
  • Mecklenburg-Vorpommern: 19,6 km

Die längste Fahrt zur Notapotheke wurde laut ADAC den Einwohnern der Gemeinde Gager in Mecklenburg-Vorpommern an einem der Erhebungstage zugemutet. 40,4 Kilometer war die einfache Strecke. Die kürzeste Distanz ergab sich im rheinland-pfälzischen Sankt Goar: Hier lag der Notdienst gerade einmal 57 Meter von der Heimatadresse entfernt.

Entfernungsangaben im Apotheken-Finder: Hindernisse wie Flüsse, Seen und Berge noch gar nicht mit einberechnet

Für die Erhebung nutzte der ADAC den offiziellen Notdienstfinder www.aponet.de. Dort werden die jeweils nächstgelegenen offenen Apotheken aufgelistet. In den für die Analyse ausgewählten knapp 300 Orten bundesweit wurde jeweils die kürzeste Route von zentral gelegenen Startadressen zum nächstgelegenen Apotheken-Notdienst gemessen. „Allerdings basieren die Entfernungsangaben bei Aponet ausschließlich auf der Luftlinie“, heißt es beim ADAC. „Weil unter anderem Flüsse, Seen oder Berge nicht mit einberechnet werden, weichen die tatsächlichen Distanzen teils erheblich ab.“ Die realen Wege sind also vielfach noch länger, als es die vorsichtigen, aber hellhörig machenden Angaben des ADAC es widerspiegeln.

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
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