Analkrebs: Hohe Heilungschancen dank Strahlenchemotherapie

Analkrebs hat dank neuer Behandlungstechniken besondes hohe Heilungschancen – Foto: ©ibreakstock - stock.adobe.com
Im Gegensatz zu anderen Darmkrebsarten nimmt die Häufigkeit des Analkarzinoms jährlich um einige Prozent zu. Ursache ist in den allermeisten Fällen eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV). Hinzu kommen als Risikofaktoren Immunschwäche und Rauchen. Die Symptome wie Blut im Stuhl, Juckreiz und schmerzhafter Stuhlgang ähneln oft denjenigen von Hämorrhoiden. Im frühen Stadium treten aber auch oft gar keine Symptome auf.
Die Heilungschancen beim Analkarzinom sind sehr gut und liegen bei früher Diagnose und Therapie bei fast 90 Prozent. Behandlungsstandard ist die Strahlenchemotherapie. Noch bis in die 1980er Jahre bestand die Therapie des Analkarzinoms in einer Operation, bei der meistens der gesamte Analkanal einschließlich des Schließmuskels entfernt und ein permanenter künstlicher Darmausgang angelegt werden musste. Seitdem hat sich die Therapie drastisch gewandelt, wie die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) mitteilt.
Kombinierte Strahlentherapie bei Analkrebs besonders wirksam
Standardbehandlung bei Plattenepithelkarzinomen des Analkanals ist heute die simultane, kombinierte Strahlenchemotherapie. Sie umfasst die Bestrahlung des Tumors, der Leisten- und Beckenlymphknoten und eine simultane intravenöse Chemotherapie. Durch immer modernere Bestrahlungstechniken wurden über die Jahre die Nebenwirkungen – besonders der Haut – deutlich reduziert.
Eine kürzlich publizierte retrospektive Studie hat nun anhand früherer Untersuchungen die Bedeutung bestimmter Strahlentherapie-bezogener Parameter untersucht. Dabei konnten die Daten von 1.343 Patienten in die Analyse einbezogen werden. Es zeigte sich, dass die Rückfallrate beim Analkrebs niedriger war, wenn folgende Faktoren vorlagen: weibliches Geschlecht der Patienten, kleinere Ausgangstumore und kürzere Gesamtbestrahlungszeit.
Neuere Techniken reduzieren Nebenwirkungen
„Im Fazit ist und bleibt beim Analkarzinom die Radiochemotherapie der Goldstandard“, kommentiert Prof. Dr. Stephanie E. Combs, Pressesprecherin der DEGRO, diese Ergebnisse. „Die besondere Herausforderung bei der Bestrahlung des Analkanalkarzinoms ist die kurative Zielsetzung bei möglichst optimalem Funktionserhalt des Schließmuskels und möglichst geringen bzw. akzeptablen Nebenwirkungen an Haut und Darmschleimhaut. Dies gelingt dank verbesserter und neuer radiologischer Techniken immer besser“, so die Expertin.
„Die Radioonkologie unternimmt vielfältige Anstrengungen, um die lokale Rückfallrate von ca. 22% noch weiter zu verbessern“, ergänzt Univ.-Prof. Dr. Rainer Fietkau, Erlangen, Präsident der DEGRO. „Dies erfolgt derzeit im Rahmen von Studien, bei der die Strahlenchemotherapie mit einer Überwärmungstherapie (Hyperthermie) oder einer Immuntherapie kombiniert wird.“
Vorsorge ist besser als Therapie
Derzeit untersucht die von der Deutschen Krebshilfe geförderte randomisierte Phase-2-Studie „RADIANCE“ unter Federführung der Klinik für Strahlentherapie des Universitätsklinikum Frankfurt den Zusatznutzen eines sogenannten PD-L1 Immuncheckpoint-Inhibitors zur Standardstrahlenchemotherapie. Zudem wurde nach ersten ermutigenden Ergebnissen zum Nutzen der Kombinationstherapie aus Strahlenchemotherapie und Hyperthermie in Erlangen die HyCAN-Studie, eine Phase-3-Studie, gestartet.
Dennoch ist Vorsorge besser als Therapie, betont Fietkau. Der Experte weiter: „Wir hoffen, dass durch die von der STIKO empfohlene HPV-Impfung aller Mädchen und Jungen in den kommenden Jahrzehnten die Rate an Analkarzinomen deutlich senkt – die DEGRO appelliert daher an die Eltern, ihre Kinder im frühen Teenager-Alter gegen HPV impfen zu lassen.“
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