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Analfisteln können jetzt mit Stammzellen behandelt werden

Montag, 29. Juli 2019 – Autor:
Hartnäckige Analfisteln können neuerdings mit einer Stammzelltherapie behandelt werden. Die Therapie ist seit letztem Jahr für Morbus-Crohn-Patienten zugelassen. Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose und verspricht gute Heilungsraten.
Analfisteln, Stammzelltherapie, Morbus Crohn

Analfisteln können starke Beschwerden machen. Eine neuartige Stammzelltherapie verspricht Linderung – Foto: ©nenetus - stock.adobe.com

Patienten mit Analfisteln haben häufig einen langen Leidensweg hinter sich. Bei jedem dritten Betroffenen ist Morbus Crohn der Auslöser. Die chronische Darmentzündung verhindert eine Abheilung der schmerzhaften Fisteln, weshalb medikamentöse Therapien oftmals nicht ausreichend wirken und die Patienten mitunter mehrmals operiert werden müssen und. Die Erfolgschancen dieser Patienten sind mit den heutigen Therapiemöglichkeiten also vergleichsweise gering.

Eine neue Therapieoption stellen Stammzellen dar. Die Stammzelltherapie ist seit 2018 in der EU für Morbus-Crohn-Patienten zugelassen, die an komplexen Analfisteln leiden und unzureichend auf eine medikamentöse Therapie angesprochen haben. In der Schweiz darf die Therapie seit diesem Jahr angewendet werden.

120 Millionen Stammzellen verhelfen zur Abheilung

Bei der neuen hochspezialisierten Therapie spritzen Ärzte Stammzellen ins Gewebe, das die Analfisteln umgibt. Dabei erhalten die Patienten vier Injektionen des Stammzell-Medikaments, die insgesamt 120 Millionen Zellen enthalten. Der Eingriff erfolgt ambulant, aber in Vollnarkose und dauert rund 40 Minuten. „Die Stammzellen senden Botenstoffe in das umliegende Gewebe aus, die die Entzündung hemmen und das Immunsystem unterstützen. Bei einer erfolgreichen Therapie entsteht dadurch neues Gewebe und die Fisteln heilen ab“, sagt Viszeralchirurg Prof. Matthias Turina, vom Universitätsklinikum Zürich.

Bisher profitieren Patienten mit Morbus Crohn

Die Züricher Ärzte haben seit Februar bereits fünf Morbus Crohn-Patienten mit der Stammzelltherapie behandelt. Die ersten Ergebnisse seien vielversprechend, erklärt Dr. Daniela Cabalzar-Wondberg, Oberärztin im Team von Prof. Matthias Turina. „Wir sehen in der Mehrzahl der Fälle eine schnelle Heilung der Wunden und einen damit verbundenen raschen Rückgang der Beschwerden.“ Sie fügt hinzu: „Mit dieser innovativen Therapie können wir die Lebensqualität vieler von Analfisteln geplagten Patientinnen und Patienten massiv verbessern.“

Studien zeigen, dass die Therapie die Chance einer Abheilung der Analfisteln auf über 50 Prozent erhöht.

Hergestellt wird das Stammzell-Produkt in Spanien. Gespendete Stammzellen (von Fremdspendern) werden dort in speziellen Laboren gezüchtet und aufbereitet. Nach Fertigstellung der Stammzelllösung muss diese innerhalb von 48 Stunden verabreicht werden. Während des Transports in die Kliniken darf die Kühlkette nicht unterbrochen werden. Die Therapie ist also auch mit einer logistischen Herausforderung verbunden.

Was sind eigentlich Analfisteln?

Analfisteln sind krankhafte Gänge, die den Analkanal mit der Körperoberfläche am After verbinden. In diesen Kanälen sammeln sich Stuhl und Sekrete an. Dadurch kommt es zu eitrigen Entzündungen, die starke Schmerzen insbesondere beim Sitzen und beim Stuhlgang verursachen. Zusätzlich haben Fisteln an dieser Körperstelle einen großen Einfluss auf die Lebensqualität der meist noch jungen Patienten.

Foto: © nenetus - Fotolia.com

Hauptkategorien: Medizin , Gesundheitspolitik
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