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An Deutschland rast ein Rennwagen vorbei!

Donnerstag, 30. April 2015 – Autor: Cornelia Wanke
Deutschland befindet sich, was die digitale Gesundheit anbelangt, auf einem guten Weg. Dieser Meinung waren zumindest Experten bei der Veranstaltung „Kompetenzzentrum Deutschland 2015“ des Wirtschaftsrates in Berlin.

Alles auf APP? Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet voran. – Foto: santiago silver - Fotolia

„Bis vor zwei Wochen dachte ich noch, ich könnte das alte Redemanuskript vom letzten Jahr einfach wieder verwenden“, sagte Frank Gotthardt, Vorsitzender des Vorstands der CompuGroup AG. Doch es habe sich gerade in den vergangenen Tagen und Wochen einiges verändert. „Glücklicherweise sind wir da einige Schritte vorangekommen – wir können noch nicht hundertprozentig zufrieden sein, aber wir sind auf einem guten Weg, auch weil das Thema sehr stark von den Interessen der Patienten getrieben wird“, so der Unternehmer, der auch privat das Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen stark treibt. 

Telematikinfrastruktur und E-Health-Gesetz sind zwei Meilensteine der Digitalisierung

Zwei Meilensteine seien für ihn die Telematik-Infrastruktur und das E-Health-Gesetz. „Bei der Telematik bringen wir gerade eines der größten Infrastrukturprojekte, die es je in Deutschland gegeben hat, auf den Weg – und der Entwurf zum E-Health-Gesetz ist für mich ein deutliches Bekenntnis zu mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen“, so Gotthardt. Der Unternehmer warnte jedoch davor, bei allen Bemühungen das wichtigste Anliegen zu vergessen: „Auch in der Digitalisierung muss der Mensch immer im Vordergrund stehen.“ Kernfrage müsse sein, welchen Vorteil Versicherte und Patienten von mehr Digitalisierung im Gesundheitswese haben – und es müsse sichergestellt werden,  dass sie stets Herren ihrer Gesundheitsdaten bleiben. „Digitalisierung kann nicht am Menschen vorbei, sondern muss um ihn herum gebaut werden“, so Gotthardt. 

Max Müller, Chief Strategy Officer von DocMorris meinte, E-Health sei auch eine Frage des Vertrauens: „Sicherheit und Akzeptanz hängen gerade in diesem Bereich sehr stark zusammen.“ Gelinge es nicht, für mehr Akzeptanz bei den Versicherten zu sorgen, „dann rast da ein Rennwagen an uns vorbei“, so Müller. Während es schon mehr als 100.000 Gesundheits-Apps in Europa gebe, zerrede man in Deutschland die Chancen der Digitalisierung: „Wir diskutieren ernsthaft darüber, ob ein Medikationsplan bei der Verordnung von mehr als fünf Arzneimitteln verpflichtend eingeführt werden soll oder nicht – und dann auch noch auf Papier!“ 

Thema Patientenorientierung muss in E-Health-Gesetz 2.0 größere Rolle spielen!

Dr. Katja Leikert, Berichterstatterin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für das Thema E-Health beschwichtigte die Impulsredner: „Wir fangen jetzt mal mit dem E-Health-Gesetz 1.0 an – und dann beschäftigen wir uns anschließend damit, was in ein Gesetz 2.0 reinkommen muss“, so die Bundestagsabgeordnete. Dann würde auch das Thema Patientenorientierung eine größere Rolle spielen müssen. „Meine Hoffnung ist es, dass in fünf Jahren solche Themen wie Patientenakte und der elektronische Impfpass eine Selbstverständlichkeit sind.“

Die Hoffnung aufgegeben hat Norbert Niedworok nie, „aber wir haben lange Zeit das Ziel nicht gesehen – jetzt sehen wir zumindest den Weg dahin“, so der Geschäftsführer der Vitaphone GmbH. Seiner Meinung nach wird der demographische Wandel die Digitalisierung beschleunigen: „Gerade die Zunahme der Zahl chronisch Erkrankter und der Ärztemangel in ländlichen Regionen wird uns dazu bringen, dass wir stärker auf E-Health setzen“, ist sich der Unternehmer sicher.

Foto: Fotolia - santiago silver

Hauptkategorie: Demografischer Wandel

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