AMNOG wirkt und wird weiter ausgebaut
Mittwoch, 24. September 2014
– Autor:
Cornelia Wanke
Gestern wurde in Berlin der Arzneiverordnungsreport vorgestellt. Wieder einmal beklagen die Herausgeber und Autoren einen Kostenanstieg der Arzneimittelausgaben auf dem deutschen Markt.
Weiterhin steigende Arzneimittelausgaben beklagen die Autoren des AVR.
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Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Ausgaben bei den Arzneimitteln um 3,2 Prozent erhöht und belaufen sich auf nun 32,11 Mrd. Euro. Der Gesamtanteil der Arzneimittelausgaben am Gesamtvolumen der GKV-Kosten von 198,07 Mrd. Euro liegt wie im Vorjahr bei 16,2 Prozent. Damit ist die Bedeutung der Arzneimittelausgaben für das Gesundheitswesen unverändert hoch. Der Pharmakologe Professor Ulrich Schwabe, Herausgeber des Reports, kritisierte den erneuten Kostenanstieg. Eine nach wie vor überzogene Preispolitik der Arzneimittelindustrie belaste die Patienten mit überhöhten Preisen. Positiv sei hingegen, dass im europäischen Vergleich neueingeführte Präparate keine nennenswerten Preisunterschiede mehr aufweisen. Dies sei der Nutzenbewertung durch das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz AMNOG geschuldet. Das AMNOG habe sich damit in den drei Jahren seit seiner Einführung als wichtiges Steuerungsinstrument für den deutschen Arzneimittelmarkt etabliert.
819 Millionen Verordnungen wurden in der aktuellen Ausgabe ausgewertet
Der aktuellen Publikation des AVR liegen laut Angaben der Herausgeber 819 Millionen kassenärztliche Verordnungen des Jahres 2013 zu Grunde, die sich auf eine Ausgabensumme von 32,1 Mrd. Euro belaufen. Die Auswertungen dieser Rezepte, die von 202.965 Vertragsärzten ausgestellt wurden, wurden auch in dieser Ausgabe vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) vorgenommen. Neu in der aktuellen Ausgabe ist, dass im Kapitel über Onkologika erstmals die häufig verwendeten Rezepturarzneimittel und Fertigarzneimittel zur Krebsbehandlung gemeinsam dargestellt werden. Eine weitere Besonderheit ist das Kapitel „Drei Jahre Nutzenbewertung von neuen Arzneimitteln gemäß AMNOG“. Hier stellen die Autoren die nationale und internationale Relevanz des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes dar. Auf der Pressekonferenz kündigte der SPD-Gesundheitsexperte Prof. Dr. Karl Lauterbach eine Überarbeitung des AMNOG an: Dieses sei ein „ständiges Reformprojekt“ , das ständig angepasst werden müsse. Deshalb werde sich die Große Koalition in der zweiten Hälfte der Legislatur mit den Biopharmazeutika befassen.
Der BPI mag das Märchen von der Kostenexplosion nicht mehr hören
Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie kritisierte die Darstellung im AVR, wonach Arzneimittelhersteller die Kostentreiber im Gesundheitswesen seien: „Wenn man bedenkt, welche immensen Verbesserungen wir seit 1985 erreicht haben und dass wir eine älter werdende Gesellschaft haben, die schlicht und ergreifend mehr Arzneimittel benötigt, dann sollte man nicht weiter das Märchen der Kostenexplosion erzählen. Wer dies weiter macht, verkennt die Entwicklungen, wie beispielweise bei HIV, wofür es 1985 keine Therapie gab, wir heute aber hochwirksame Arzneimittel haben, die den Betroffenen eine fast normale Lebenserwartung ermöglichen“, sagte Dr. Norbert Gerbsch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BPI.
Dr. Martin Weiser, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller kritisierte: „Wir Arzneimittel-Hersteller benötigen verlässliche und wirtschaftlich auskömmliche Rahmenbedingungen.“ Nur so sei die Teilhabe der Hersteller am System der Arzneimittelversorgung dauerhaft und nachhaltig möglich. Weiser betrachtet auch die Entwicklungen bei den Rabattverträgen „mit großer Sorge“. Bereits heute gleiche der Abschluss von Rabattverträgen für die Hersteller mehr einem Preisdiktat als einer wettbewerbskonformen und marktgerechten Preisverhandlung.
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