Schon länger sind Forscher auf der Suche nach einem Impfstoff gegen Krebs. Die Idee: Die Immunabwehr der Betroffenen soll so getriggert werden, dass sie gezielt die Tumorzellen angreift und vernichtet. Im Fokus der Forschungen stehen dabei die dendritischen Zellen, denn sie sind zum großen Teil verantwortlich dafür, welche Organismen oder Zellen von der körpereigenen Immunabwehr angegriffen werden. Das Ziel ist also, die dendritischen Zellen so zu programmieren, dass sie sich aktiv gegen die Krebszellen richten. Allerdings hat sich das bisher als sehr schwierig erwiesen. Forscher vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston konnten nun jedoch einen Erfolg verbuchen. Ihnen ist es gelungen, dendritische Zellen so umzuprogrammieren, dass Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) nach einer Impfung über einen langen Zeitraum rückfallfrei blieben.
Körpereigene Immunzellen greifen den Krebs an
Bei der AML war bisher nur eine allogene Stammzelltransplantation wirksam. Doch vor allem für ältere Krebspatienten birgt diese Therapie häufig zu hohe Risiken. Eine gezielte Krebsimpfung könnte daher einen Ersatz darstellen. Um einen individuellen Krebsimpfstoff herzustellen, haben die Forscher um David Avigan den Patienten zunächst Leukämie-Zellen entnommen und auf ihre Eignung überprüft. Dann wurden ihnen dendritische Zellen aus dem peripheren Blut entnommen. Diese Zellen wurden nun im Labor mit einzelnen Leukämiezellen fusioniert und den Patienten dann wie bei einer konventionellen Impfung appliziert. Die AML-Patienten erhielten insgesamt drei Impfdosen im Abstand von jeweils vier Wochen.
Wie sich zeigte, war bei den Probanden nach den Impfungen tatsächlich ein Anstieg von T-Zellen, welche gezielt die Leukämiezellen angreifen, feststellbar. Noch sechs Monate nach der letzten Impfung waren diese Zellen im Blut der Patienten nachweisbar; gleichzeitig blieb ein Anstieg von sogenannten regulatorischen T-Zellen, die den Immunangriff auf den Tumor hätten abschwächen können, aus.
AML-Impfung kann offenbar einem Rückfall vorbeugen
Auch klinisch zeigte sich ein Erfolg durch die Impfung: Nach 57 Monaten waren zwölf von 17 geimpften Patienten noch ohne Rezidiv; das entspricht 71 Prozent der Patienten. Zwar gab es in dieser Phase-1-Studie keine Kontrollgruppe, doch nach Angaben der Forscher bleiben für gewöhnlich nur 15 bis 20 Prozent aller AML-Patienten nach einer ersten Chemotherapie ohne Rückfall. Zudem erlitt keiner der Probanden, die im ersten Jahr nach der Behandlung ohne Rezidiv blieben, später noch einen Rückfall.
In der vorliegenden Studie ging es zunächst darum, die Sicherheit der Impfung zu überprüfen. Auch hier konnten die Forscher positive Ergebnisse verzeichnen: Falls überhaupt Nebenwirkungen auftraten, waren sie von vorübergehender Natur und mildem Schweregrad. Hauptsächlich traten lokale Irritationen an der Einstichstelle auf. Die Wirksamkeit der Krebsvakzine muss nun durch Vergleichsstudien bestätigt werden.
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