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Ambulante Qualitätssicherung stößt an technische Grenzen

Mittwoch, 26. März 2014 – Autor: Angela Mißlbeck
Die Anwendung von Ambulanten Qualitätsindikatoren (AQUIK) zur Messung der Ergebnisqualität in Arztpraxen stößt an enge Grenzen. Das zeigt der AQUIK-Projektbericht, den die Kassenärztliche Bundesvereinigung und ihre Projektpartner nun vorgelegt haben.
kleine Schritte bei Messung der Ergebnisqualität bei ambulanter Behandlung

Blutdruckmessen in der Arztpraxis - ein Merkmal für Qualität bei der Behandlung von Patienten mit Hypertonie – Foto: Alexander Raths - Fotolia

Insgesamt 48 Qualitätsindikatoren hatte die KBV entwickelt. Für den Praxistest im Projekt mit dem Ärztenetz Gesundes Kinzigtal haben die beteiligten Ärzte 33 als besonders relevant ausgewählt. Im Test wurden jedoch nur 13 umgesetzt. Die meisten anderen wurden als technisch nicht umsetzbar eingestuft, wie die Daten in den Praxisverwaltungssystemen (PVS) nicht standardisiert erfasst werden. Zwei Indikatoren wurden zwar erfasst, aber in der PVS-Exportschnittstelle nicht berücksichtigt. Und für sechs Indikatoren stuften die Projektpartner die vorhandenen Daten im PVS als nicht ausreichend oder die Programmierung der Berechnung des Indikators als zu aufwändig ein.

Software verhindert einheitliche Erfassung der Qualität

Die größten Probleme macht offenbar die Computertechnik: „Die Hauptursache dafür war, dass die für die Datenerhebung notwendigen Informationen im PVS-System bis heute nicht strukturiert erfasst werden, z.B. Beratungsgespräche für Raucherentwöhnungsprogramme, die regelmäßige Erfassung des Raucherstatus oder die Erhebung der Besprechungen zu kritischen Ereignissen in der Praxis“, so der Bericht.

Die Vielfalt der PVS und die fehlende Standardisierung der Speicherung medizinischer Daten erschweren eine generalisierte und valide Erhebung und Auswertung von Qualitätsindikatoren in der vertragsärztlichen Versorgung, so die Einschätzung der Projektpartner, zu denen neben der KBV und dem Ärztenetz Gesundes Kinzigtal auch die Optimedis GmbH zählt.

Christian Melle, zuständiger Projektleiter von Gesundes Kinzigtal appellierte daher an die Software-Hersteller: „Die IT-Hersteller könnten mit einheitlichen Dokumentationsstandards in ihren Praxisverwaltungssystemen sowie der Öffnung ihrer Schnittstellen dazu beitragen, den Prozess der Qualitätsmessung im ambulanten Sektor zu beschleunigen.“

AQUIK-Projektbericht: Pay for Performance ist in die Ferne gerückt

Die Vielfalt der Softwaresysteme zur Erfassung von Patienten- und Behandlungsdaten hatte sich schon bei der sektorenübergreifenden Qualitätssicherung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss als eine der größten Hürden entpuppt. Das scheint sich nun auch bei der Messung der Ergebnisqualität im ambulanten Bereich zu bestätigen. Der Pilottest im Netz Gesundes Kinzigtal habe deutlich gemacht, dass der Weg hin zu einer validen und automatisierten Erhebung, Auswertung und Anwendung von Qualitätsindikatoren für die ambulante Versorgung deutlich länger ist als angenommen, so die Projektpartner. Das gelte in besonderem Maße für alle Überlegungen in Richtung Pay for Performance.

Das KBV-Projekt AQUIK ist bereits 2009 gestartet. Der Test im Netz Gesundes Kinzigtal dauerte drei Jahre. 16 Arztpraxen nahmen teil. Zu den elf Qualitätsindikatoren, die positiv bewertet wurden, zählt unter anderem die Erfassung der Patienten mit Hypertonie, bei denen im letzten halben Jahr Blutdruck gemessen wurde und die der Hypertoniker, deren Blutdruck in den Normbereich gesenkt wurde. Auch Indikatoren zu den Themen Rheuma, Impfen, Herzinsuffizienz, Rückenschmerzen und ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-/Hyperaktivitäts-Syndrom) haben den Praxistest bestanden.

Foto: Alexander Raths - Fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik

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