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Alzheimer und Demenz sind nicht dasselbe

Mittwoch, 23. Februar 2022 – Autor:
Viele verwenden die Begriffe „Alzheimer“ und „Demenz“ wie Synonyme. Das ist zwar nicht grundlegend verkehrt – aber richtig ist es deswegen auch noch nicht. Eine kleine Begriffs-Präzisierung.
Demenzkranker hat gelbe Post-it-Zettelchen vor sich liegen, mit hilflosen Fragen nach Selbstverständlichem.be Post-its und verzw

Alzheimer ist eine Form von Demenz und sogar die häufigste – aber nicht jede Demenz ist deswegen auch Alzheimer. – Foto: AdobeStock/Osterland

Warum ist es so, dass viele bei „Demenz“ automatisch an „Alzheimer“ denken? Dies ist nicht weiter überraschend, denn: Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz. Rund 60 Prozent der an einer Demenz erkrankten Personen leiden an dieser Variante. Aber sie ist nur eine von vielen unterschiedlichen Formen dieser Krankheitsfamilie.

Unter dem Begriff „Demenz“ werden über 50 Krankheiten zusammengefasst, bei denen die Gehirnleistung abbaut. Sie unterscheiden sich in Ursache, Symptomen und Verlauf von der Alzheimer-Krankheit.

Zwei Klassen von Demenzen: Primäre und sekundäre

Grundsätzlich werden zwei Klassen von Demenzen unterschieden – und zwar nach ihrem Ursprung beziehungsweise ihrer Ursache. Hier die Definitionen des Patienten- und Fachportals „Demenz.behandeln“:

1. Primäre Demenzen

Primäre Demenzen haben ihren Ursprung im Gehirn. Daher werden sie auch als hirnorganische Demenzen bezeichnet. Sie machen 90 Prozent der Demenzerkrankungen aus und sind nicht heilbar. Im Krankheitsverlauf sterben im Gehirn Nervenzellen ab und die Verbindungen zwischen den einzelnen Zellen verkümmern. Mediziner sprechen daher auch von „neurodegenerativen“ Erkrankungen. Zu den primären Demenzen zählen neben der Alzheimer-Demenz zum Beispiel auch gefäßbedingte (vaskuläre) Demenzen, die Lewy-Körperchen-Demenz oder die seltene frontotemporale Demenz.

2. Sekundäre Demenzen

Bei den selteneren, sekundären Demenzen stellt sich der geistige Verfall oft als Folge einer anderen, bereits vorhandenen Erkrankung ein wie zum Beispiel Depression, Schilddrüsen-Erkrankung oder Alkoholsucht. Aber auch ein Schädel-Hirn-Trauma, Vitaminmangel und bestimmte Medikamente können eine sekundäre Demenz verursachen.

Überblick: Demenzformen nach Häufigkeit

Anteile der einzelnen Krankheitsbilder innerhalb der Gesamtheit der Demenz-Patienten (Zahlen gerundet) in absteigender Bedeutung:

  • 60 Prozent: Alzheimer-Demenz
  • 15 Prozent: Vaskuläre (gefäßbedingte) Demenz
  • 15 Prozent: Mischform aus Alzheimer und Vaskulärer Demenz
  • 10 Prozent: weitere, seltenere Demenzformen.

(Quelle: Demenz.behandeln.de)

Was bei den einzelnen Demenzformen im Körper passiert

Bei der Alzheimer-Demenz stören Eiweißablagerungen im Gehirn den Stoffwechsel der Nervenzellen. Sie führt zu einem fortschreitenden Verlust von Nervenzellen. Das Gehirn kann mit der Zeit um bis zu 20 Prozent schrumpfen. Die Alzheimer-Demenz beginnt schleichend, die Symptome verschlechtern sich mit der Zeit. Die zweithäufigste Form ist die vaskuläre Demenz, die auf Durchblutungsstörungen des Gehirns zurückgeht. Diese beiden Demenzerkrankungen können auch kombiniert auftreten und sich als Mischform zeigen (dritthäufigste Gruppe).

Die kleine Gruppe der selteneren Demenzformen umfasst folgende Krankheitsbilder: die Lewy-Körperchen-Demenz, die Parkinson-Demenz, die frontotemporale Demenz, oder eine Demenz, die medikamentös oder stoffwechselbedingt oder Folge eines Schädel-Hirn-Traumas ist.

Alzheimer: Definition der häufigsten Demenzform

„Die Alzheimer-Krankheit – auch ‚Alzheimer-Demenz‘ oder ‚Morbus Alzheimer‘ genannt – ist die häufigste Form der Demenz und eine unheilbare Störung des Gehirns“, heißt es bei der „Alzheimer Forschung Initiative“ (AFI). Durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn werden Menschen mit Alzheimer demnach zunehmend vergesslich, verwirrt und orientierungslos. Auch die Persönlichkeit und das Verhalten ändern sich im Verlauf der Erkrankung. Viele Patienten werden unruhig, aggressiv oder depressiv. Das Urteilsvermögen und die Sprachfähigkeit lassen nach. Benannt wurde Morbus Alzheimer nach dem deutschen Neurologen Dr. Alois Alzheimer, der die Symptome 1906 zum ersten Mal beschrieben hat.

Je höher das Alter, desto höher das Demenz-Risiko

Wie entsteht Alzheimer? Diese Frage ist trotz jahrzehntelanger Forschung noch immer nicht restlos aufgeklärt. Es gibt inzwischen zwar Möglichkeiten, die Krankheit und ihre Folgeerscheinungen zu behandeln – stoppen lässt sie sich nach wie vor nicht. „Meistens ist das Alter das größte Risiko für eine Alzheimer-Krankheit“, heißt es bei der AFI. Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen steigt mit zunehmendem Alter stark an. Während von den 65- bis 69-Jährigen weniger als 2 Prozent betroffen sind, sind es bei den über 90-Jährigen schon 35 Prozent. Die altersbedingte Form der Erkrankung macht rund 99 Prozent aller Fälle aus.

Alzheimer-Prävention: Vorbeugen und Vorsorgen

Lässt sich das Risiko einer Alzheimer-Demenz verringern? Statistisch gesehen: Ja! Denn große Studien zeigen, dass Bewegung, geistige Fitness, soziale Kontakte und die richtige Ernährung das Risiko für eine Erkrankung senken können.

Hauptkategorie: Demografischer Wandel
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