Alzheimer: Toxische Eiweiße fördern das Vergessen
Alzheimer ist die häufigste altersabhängige neurodegenerative Erkrankung. Rund drei von vier Demenzerkrankungen werden durch Alzheimer hervorgerufen. Bislang gibt es für die fortschreitende Hirnerkrankung kaum wirksame Therapien, geschweige denn eine Heilung. Auch ist die Entstehung der Erkrankung bisher nicht vollständig verstanden. Bekannt ist, dass lösliche Eiweißfragmente, sogenannte Aβ-Peptide, im Gehirn eine wichtige Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten der Alzheimer Krankheit spielen. Wissenschaftler der Universität Mainz konnten nun zeigen, dass die Peptide bei Alzheimer nicht mehr vollständig in die Blutbahn abtransportiert werden und in der Folge im Gehirn aggregieren und toxisch werden. Dies, so die Wissenschaftler, beeinträchtigt die Lern- und Erinnerungsfähigkeit des Gehirns.
Die Peptide aggregieren und werden toxisch
„Aβ-Peptide können über die Blut-Hirn-Schranke entsorgt werden“, berichten die Wissenschaftler um Steffen Storck vom Institut für Pathobiochemie in der November-Ausgabe des „Journal of Clinical Investigantions“. Diese Entsorgung nehme aber mit fortschreitendem Alter ab. Was passiert, wenn der Abtransport gestört ist, untersuchten die Forscher an einem speziellen Tiermodell. Daran konnten die Forscher beobachten, dass sich der Anteil von löslichen – und damit giftigen – Aβ-Peptiden im Gehirn erhöhte und die Lern- und Erinnerungsfähigkeit gleichzeitig abnahm – sobald die im Gehirn gebildeten Aβ-Peptide nicht mehr im ausreichenden Maße in die Blutbahn gelangen konnten. Bei den Tieren wurde der Abtransport durch eine spezifische Inaktivierung des Transporters (LRP1) in den Endothelzellen der Blut-Hirn-Schranke unterdrückt.
Blut-Hirn-Schranke im Visier
„Die Erkenntnisse der Studie geben wichtige Hinweise auf die Bedeutung der Blut-Hirn-Schranke in der Pathologie der Alzheimer-Krankheit“, so Storck, und ergänze die Amyloidhypothese, wonach eine Anhäufung der längeren Aβ42-Peptide im Gehirn ursächlich für den bei der Alzheimer Erkrankung beobachteten Verlust von Nervenzellen ist.
Foto: Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz