Alzheimer: Schon wieder fällt ein neuer Wirkstoff durch klinische Studie
Die Erwartungen an Intepirdin waren hoch: Denkleistung oder Alltagsfähigkeiten von Patienten mit mildem bis moderatem Alzheimer sollten mit dem neuen Wirkstoff verbessert werden. Doch in einer klinischen Studie der Phase III mit 1.315 Patienten ist das Mittel des Pharma-Start-up Axovant Sciences jetzt durchgefallen. Nach 6-monatiger Behandlung zeigte Intepirdin nicht die erhoffte die Wirkung, musste Studiendirektor Dr. Lombardo vergangene Woche einräumen.
In der klinische Multizentrenstudie MINDSET war den Patienten täglich 35 mg Intepirdin zusammen mit Donepezil verabreicht worden. Die Kontrollgruppe erhielt das bereits zugelassene Alzheimermedikament Donepezil plus ein Placebo.
Keine Verbesserung gegenüber Placebo
Das Studienziel war eine Verbesserung in der Denkleistung, gemessen mittels einer Skala zur Verlaufsbeurteilung der Demenzsymptome (ADAS-Cog-Test) und verbesserte Alltagsfähigkeiten (ADCS-ADL-Test). Nach 24 Wochen zeigten die Denkleistungswerte keine klare Verbesserung bei Intepirdin versus Placebo (0,36 ADAS-Cog Punkte; p = 0,22). Zusätzlich fand sich kein Unterschied zwischen Intepirdin- und Scheinbehandlung in den gemessenen Alltagsfähigkeiten (0,09 ADCS-ADL Punkte; p = 0,83).
Bloß in einem Punkt war Intepirdin dem Placebo überlegen: die Einschätzung des Patientenzustands durch einen Kliniker sowie durch eine pflegende Person.
Intepirdin ist ein Antagonist zum 5-HT6-Rezeptor und fördert indirekt die Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin. Dieser Botenstoff steuert jene Funktionen, die bei Alzheimer verloren gehen: Wachheit, Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung.
Gegenspieler des 5-HT6-Rezeptors
Hersteller Axovant Sciences hofft jetzt, sein Mittel doch noch einsetzen zu können. Derzeit läuft bereits eine weitere Studie, die Intepirdin an Patienten mit Lewy-Body Demenz untersucht. Bei dieser besonderen Form von Demenz besteht die Hoffnung, dass das Mittel möglicherweise in höheren Dosierungen Symptome wie Psychosen, Schlafstörungen und Bewegungsbeeinträchtigungen lindern könnte.
Das Beispiel von Intepirdin zeigt, wie schwer die Entwicklung neuer Demenztherapien ist. Unzählige neue Substanzen mit den unterschiedlichsten Wirkmechanismen sind schon gefloppt und nur wenige schaffen es überhaupt in Phase III. Ende letzten Jahres war etwa der Wirkstoff Solanezumab gescheitert, auch er befand sich bereits in einer Phase-III-Studie.
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