Alzheimer: Plaques-Bildung lässt sich gezielt blockieren
Weltweit wird intensiv an Medikamenten geforscht, um Alzheimer-Patienten zu behandeln. Während die Krankheit immer früher und präzisier erkannt werden kann, sind die Therapiemöglichkeiten beschränkt.
Ein Team um Prof. Lawrence Rajendran vom Institut für Regenerative Medizin der Universität Zürich hat eine Substanz entwickelt, die die krankheitsverursachende Funktion eines Enzyms in den Zellen hemmt, ohne dessen andere, lebenswichtigen Funktionen zu unterbinden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachblatt Cell Reports.
Alzheimer: Enzyme sorgen für Plaque-Bildung
Charakteristisch für die Alzheimer-Krankheit sind Proteinablagerungen im Gehirn, die mitverantwortlich sind für das chronisch fortschreitende Absterben der Hirnzellen. Diese Plaques können in sehr frühen Stadien nachgewiesen werden, lange bevor sich erste Symptome der Demenzkrankheit manifestieren.
Die Proteinklumpen bestehen hauptsächlich aus dem β-Amyloid-Peptid (Aβ). Dieses Proteinfragment entsteht, wenn das Vorläufereiweiss Amyloid-Precursor-Protein (APP) durch zwei Enzyme, die β-Sekretase und die γ-Sekretase, in drei Teile gespalten wird, darunter auch das toxische Aβ.
Wird die β-Sekretase oder die γ-Sekretase blockiert, wird auch kein schädliches β-Amyloid-Peptid mehr gebildet. Bisherige Ergebnisse aus klinischen Studien mit Substanzen, die die γ-Sekretase blockieren, sind jedoch ernüchternd. Das Enzym ist auch an anderen, wichtigen Zellprozessen beteiligt. Bei Patienten führte die Enzymhemmung daher zu schweren Nebenwirkungen wie Magendarmblutungen oder Hautkrebs. Auch die derzeit in klinischen Studien getesteten β-Sekretase-Hemmer könnten daher schwere Nebenwirkungen haben, so Prof. Rajendran.
Alzheimer: Substanz kann Plaques-Bildung gezielt blockieren
Sein Team wies nach, dass das Alzheimer-Protein APP von der β-Sekretase in speziellen, durch Membranhüllen abgeteilten Bereichen in den Zellen gespalten wird, den Endosomen. Die anderen, lebenswichtigen Eiweisse werden hingegen in anderen Zellbereichen verarbeitet. Diese räumliche Trennung der Proteinverarbeitung innerhalb der Zelle machten sich die Forscher zunutze, heißt es in einer Mitteilung der Universität.
„Es gelang uns, eine Substanz zu entwickeln, die die β-Sekretase ausschließlich in den Endosomen bremst, wo das β-Amyloid-Peptid entsteht. Die spezifische Wirksamkeit unseres Inhibitors eröffnet einen vielversprechenden Weg, um Alzheimer künftig wirksam zu behandeln, ohne bei den Patienten schwere Nebenwirkungen zu verursachen“, resümiert Rajendran.
Nächstes Ziel der Forscher ist es, ihren Medikamenten-Kandidaten weiterzuentwickeln, um ihn an Mäusen und später in klinischen Studien an Alzheimer-Patienten zu testen.
Foto: Juan Gärtner