Alzheimer-Medikament Solanezumab gescheitert
Bisher gibt es in der Alzheimer-Therapie keine Medikamente, die den grundlegenden Mechanismus der Erkrankung beeinflussen. Bisherige Mittel können höchstens die Hirnleistung stimulieren oder Begleiterkrankungen mildern. Hoffnung machte jedoch die Entwicklung eines Medikaments mit dem Wirkstoff Solanezumab, welcher die für Alzheimer charakteristischen Eiweißablagerungen angreifen und damit den Krankheitsverlauf verlangsamen sollte. Nun hat das US-amerikanische Pharma-Unternehmen Eli Lilly, welches das Medikament entwickelte, jedoch einen Rückschlag gemeldet. Solanezumab konnte in einer Phase-III-Studie die erwünschten Ziele nicht erreichen.
Solanezumab konnte Gedächtnisverlust nicht verlangsamen
Der neue Wirkstoff wurde bei 2.100 Patienten, die an einer milden Form der Demenz litten, erprobt. „Die Ergebnisse haben nicht gebracht, was wir erwartet haben“, erklärte Konzernchef John Lechleiter. „Wir sind enttäuscht mit Blick auf die Millionen von Menschen, die auf eine geeignete Behandlung warten.“ Eine Zulassung von Solanezumab werde Lilly nun nicht weiter verfolgen.
Solanezumab ist ein monoklonaler Antikörper, der sich an Amyloide bindet. Diese Eiweiße lagern sich bei Alzheimerpatienten vermehrt im Gehirn ab und gelten als verantwortlich für den geistigen Abbau. Das Besondere an dem neuen Wirkstoff war, dass er die schädlichen Proteine bereits im Blut erkennen und unschädlich machen sollte und nicht erst im Gehirn. Dieser Ansatz scheint nun vorerst gescheitert zu sein. Experten warnen aber davor, diese Ergebnisse zum Anlass zu nehmen, die Amyloid-Hypothese gänzlich in Frage zu stellen, wie es in den vergangenen Jahren schon öfter geschehen ist.
Suche nach Alzheimer-Medikament geht weiter
Viele Arzneimittelhersteller arbeiten seit Jahren unter Hochdruck an der Entwicklung eines neuen Medikaments gegen die Alzheimer-Krankheit, doch einen durchschlagenden Erfolg gab es bisher nicht. Für Eli Lilly bedeuten die negativen Ergebnisse auch einen herben finanziellen Rückschlag. Die Hoffnungen des Herstellers waren groß, denn im Erfolgsfall hätte Solanezumab der erste Vertreter einer neuen Klasse von Alzheimer-Medikamenten werden können. Als Reaktion auf das Scheitern zogen sich bereits viele Anleger zurück, und die Lilly-Aktie musste starke Verluste verzeichnen. Auch das Biotechunternehmens Biogen, das an einem ähnlichen Wirkstoff arbeitet, sowie andere Pharma-Unternehmen stehen nun unter Druck.
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