Altersdepression: AOK startet Online-Ratgeber für Angehörige
Studien zufolge sind 17 Prozent der älteren Menschen über 75 Jahren von depressiven Symptomen betroffen. Unter Bewohnern von Pflegeheimen sind es sogar bis zu 50 Prozent. „Wenig bekannt ist auch, dass die Suizidrate bei älteren Menschen mit Abstand am höchsten ist", sagt Carola Reimann, die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands. Für Familienangehörige und Freunde von älteren Menschen hat die AOK jetzt ein Online-Selbsthilfeangebot gestartet: Darin geht es darum, Menschen im Umfeld von Betroffenen für Anzeichen einer Altersdepression zu sensibilisieren, sie über Behandlungsmöglichkeiten zu informieren und bei der gemeinsamen Bewältigung der Erkrankung durch hilfreiche Tipps zu unterstützen.
Altersdepression: Fragen, die sich Angehörige häufig stellen
Der „Familiencoach Depression" ist für jeden Interessierten kostenfrei und anonym nutzbar und beantwortet beispielsweise folgende Fragen, die sich Angehörige häufig stellen:
- Was sind Anzeichen für eine Alterdepression?
- Wie kann man einen Angehörigen darauf ansprechen, dass man bei ihm eine Depression vermutet?
- Wie können Angehörige damit umgehen, wenn der Erkrankte ihre Unterstützungsangebote ablehnt?
- Wozu dienen Selbsthilfegruppen?
- Welche seelischen Belastungen sind mit der Corona-Pandemie verbunden?
- Soll man depressiv Erkrankte zu sportlichen Aktivitäten ermuntern?
„Familiencoach Depression": Fünf Trainingsbereiche
Der „Familiencoach Depression" besteht aus fünf Trainingsbereichen, die man unabhängig voneinander nutzen kann. Man kann einfach mit dem Bereich anfangen, der einen gerade am meisten interessiert:
1. Depression und Alltag
Hier erhalten Sie grundlegende Tipps für den Umgang mit depressiv Erkrankten und erfahren, was Sie bei typischen Symptomen tun können.
2. Selbstfürsorge
Hier lernen Sie, auf sich zu achten und mit belastenden Gefühlen hilfreich umzugehen.
3. Beziehung stärken
Eine gute Beziehung macht vieles leichter. Deshalb erfahren Sie hier, wie Sie in Verbindung bleiben können – trotz Depression.
4. Was muss ich wissen?
Hier erhalten Sie von der Psychotherapeutin Elisabeth Schramm vom Uniklinikum Freiburg Infos zu Symptomen, Ursachen und zur Behandlung von Depressionen.
5. Depression im Alter
Sie erfahren, was es speziell bei älteren Betroffenen zu beachten gilt und wie zufriedenes Altern gelingen kann.
Alte Depressive suchen selten von sich aus professionelle Hilfe
„Gerade bei Depressionen im Alter ist es oft so, dass die Betroffenen von sich aus keine professionelle Hilfe suchen würden. Daher sind das Einbeziehen und die Information der Angehörigen besonders wichtig", sagt Elisabeth Schramm, Psychologin am Universitätsklinikum Freiburg. Sie hat das neue Modul „Depression im Alter" in Zusammenarbeit mit Michael Hüll, dem Chefarzt der Klinik für Alterspsychiatrie und Psychotherapie in Emmendingen, entwickelt. „Im Kern geht es darum, sich auch im höheren Alter immer wieder an Veränderungen anzupassen – seien es körperliche Einschränkungen, der Eintritt in den Ruhestand, der Wegfall wichtiger Aufgaben oder der Abschied von langjährigen Weggefährten", sagt Schramm.
Depressionen im Alter: Ungünstig für andere Krankheiten
Depressive Störungen im Alter können schwerwiegende Folgen haben. „Sie gehen mit einem Verlust an Lebensqualität, kognitiven Beeinträchtigungen und einer erhöhten Suizidgefahr einher – und sie wirken sich oft auch ungünstig auf den Verlauf bestehender körperlicher Erkrankungen aus", sagt die Freiburger Psychotherapeutin Schramm. Zudem würden die Symptome einer Depression im Alter manchmal auch mit einer beginnenden Demenz verwechselt.
Online-Coach gibt Sicherheit und Knowhow für Angehörige
„Wir zeigen mit unserem wissenschaftlich fundierten Programm, wie es gelingt, die Beziehung zum depressiv erkrankten Angehörigen wieder zu stärken, mit Krisensituationen umzugehen, den Erkrankten zu unterstützen und sich selbst in dieser schwierigen Situation nicht zu überfordern", erläutert Schramm. Der „Familiencoach Depression" orientiert sich bei der Wissensvermittlung unter anderem an den Inhalten von Psycho-Edukations-Kursen, die die Belastung der Angehörigen nachweislich senken können. Unter „Psycho-Edukation" (lat.-griech. „Seelen-Erziehung/-Bildung") versteht man eine Vermittlung von wissenschaftlich fundiertem Wissen über zumeist psychische Krankheiten. Ihr Ziel ist es, Patienten, aber auch Angehörigen und nahestehenden Menschen Kenntnissen und Fertigkeiten vermitteln, damit sie die Krankheit verstehen und im Anschluss souveräner und in gesundheitsfördernder Weise damit umzugehen lernen.
AOK: Online-Unterstützung für fünf Krankheitsbilder
Das neue Online-Angebot zum Thema Altersdepression ist eines von insgesamt fünf Modulen innerhalb des umfassenden Selbsthilfeprogramms „Familiencoach Depression", den die AOK bereits 2018 gestartet hat. Es gibt noch vier weitere Online-Coaches der AOK: den Familiencoach Pflege, den ADHS-Elterntrainer, den Online-Coach Diabetes sowie den Familiencoach Krebs.