Alte Apfel-Sorten lindern Symptome bei Allergikern

Alte Apfelsorten wie der Otterndorfer Prinz könnten gegen allergische Symptome helfen – Foto: ©Ruckszio - stock.adobe.com
Pollenallergiker, die auf Pollen von Hasel, Erle und Birke reagieren, zeigen nicht selten allergische Symptome beim Verzehr von Kernobst - wie zum Beispiel Äpfeln. Doch der regelmäßige Verzehr alter Apfel-Sorten kann die Beschwerden lindern, neue Apfelsorten werden so wieder besser vertragen.
Das ist das Ergebnis einer vom Allergologen Karl-Christian Bergmann initiierten Beobachtungsstudie (2016/2017). Darin ließ er 63 Allergiker drei Monate lang pro Tag einen Apfel einer alten Sorte essen. Er und sein Team wollten wissen, ob es durch den Verzehr von Äpfeln alter Sorten, die einen geringeren Allergen-Gehalt aufweisen, zu einer Toleranz gegenüber allen Äpfeln kommen könnte.
Allergie-Symptome: Juckreiz, Brennen, Schwellungen
Die Krankheitszeichen einer Apfelallergie sind vielfältig: Juckreiz und Brennen an der Lippe, im Mund oder auf der Zunge, Anschwellen der Zunge, der Mundschleimhaut oder des Rachens, Erstickungsgefühl, Nasenlaufen, Juckreiz der Nase oder der Augen, Juckreiz und Quaddelbildung der Haut, Atembeschwerden, auch Durchfall und Übelkeit.
Die meisten Symptome treten 5 bis 20 Minuten nach dem Essen des Apfels auf und halten 1 bis 2 Stunden an. Verantwortlich sind Allergene im Apfel, die Ähnlichkeit mit den Allergenen in Birkenpollen haben. Es wird daher auch von einer Kreuzreaktion oder Kreuzzallergie gesprochen.
Reaktion auf einen Golden Delicious
Untersucht wurde, wie viele der Probanden mit welchen Symptomen reagierten, wenn sie am 1. Tag der Studie einen Apfel der Sorte Golden Delicious aßen, und wie viele dieses Symptom beim Essen eines Golden Delicious am letzten Tag der Studie zeigten.
Ergebnis: Deutliche Verbesserungen gab es bei den Symptomen Kribbeln oder Juckreiz im Mund, Anschwellen der Mundschleimhaut und „anderen“ Symptomen. Tendenzielle Veränderungen gab es beim Juckreiz der Lippen. Keine signifikanten Veränderungen gab es beim Anschwellen der Lippe oder Anschwellen der Zunge.
Alte Apfel-Sorten lindern Symptome bei Allergikern
In einem gewissen Rahmen konnte durch den täglichen Verzehr eines allergenarmen Apfels eine Toleranz erreicht werden. Alte Apfel-Sorten lindern folglich die Symptome bei Allergikern. "Es ist durchaus sinnvoll, sich bei einer Apfelallergie die Mühe zu machen, alte Apfelsorten wie Alkmene, Eifeler Rambur, Goldparmäne, Gravensteiner, Jonathan und Boskoop zu finden und zu kaufen, da ein regelmäßiger Verzehr nach unserer Studie in der Lage ist, die bestehende Apfelallergie nicht vollkommen zu beseitigen, wohl aber die Beschwerden beim Essen von Äpfeln deutlich zu reduzieren", so Bergmanns Fazit.
Er betonte zugleich, dass es sich um eine reine Beobachtungsstudie handelte und nicht um eine kontrollierte Studie, die wissenschaftlichen Ansprüchen genüge. Sie wurde aber in dieser Art nach seiner Kenntnis noch nicht durchgeführt. Bergmann forscht für die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) am Allergie-Centrum der Berliner Charité und ist Leiter der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst.
Nichts für Allergiker: Braeburn, Elstar, Fuji, Golden Delicious
An der Studie beteiligt war die BUND-Ortsgruppe Lemgo, die sich schon länger um das Thema "Apfelallergie" kümmert. Sie startete bereits 2005 ein Projekt, um betroffenen Allergikern zu helfen und gleichzeitig zum Erhalt alter Apfelsorten und des Lebensraumes Streuobstwiesen beizutragen. Denn die Betroffenen reagieren nur auf bestimmte Apfelsorten allergisch - insbesondere auf Supermarktsorten - und auf andere nicht.
Die Ortsgruppe hat nach Meldungen von Allergikern eine Liste erstellt, in der verträgliche und unverträgliche Apfelsorten verzeichnet sind. Sie wurde im November 2018 aktualisiert (www.bund-lemgo.de). Für Allergiker nicht geeignet sind danach die Sorten Braeburn, Elstar, Fuji, Gala, Jonagold, Pink Lady, Roter Delicious, Golden Delicious und Granny Smith.
Alte Apfelsortem haben einen hohen Polyphenolgehalt
Alte Apfelsorten haben einen besonders hohen Polyphenolgehalt. Da ein hoher Gehalt an Polyphenolen im Apfel wiederum dazu führt, dass er problemlos gegessen werden kann, lässt der BUND die Sorten jetzt auch nach und nach darauf untersuchen.
In den heutzutage gezüchteten Äpfeln werden die Polyphenole stark reduziert, um süßere Sorten zu erzielen. Diese für Aroma und Säure zuständigen, sekundären Pflanzenstoffe schützen den Apfel vor Schimmelpilzen und sind auch gesund für den Menschen, so Bergmann gegenüber der Agentur dpa.
Foto: ruckzio/fotolia.com