Allergien: Hyposensibilisierung mit großen Altersunterschieden

Einzige Therapie gegen Allergien wie Heuschnupfen ist eine Hyposensibilisierung – Foto: ©Robert Kneschke - stock.adobe.com
Bei Allergien gegen Bienen- und Wespengift, Gräser- oder Baumpollen sowie Milben kann eine Hyposensibilisierung helfen. Beim Einsatz der Therapie gibt es große Altersunterschiede. Das berichtet der Statistik-Dienstleister Insight Health.
Der jüngsten Studie "Gesundheit in Deutschland aktuell" des Robert Koch-Instituts zufolge leidet fast jeder dritte Deutsche unter einer allergischen Erkrankung. Asthma ist hiervon ausgenommen. Mit einer Hyposensibilisierung können solche Überreaktionen des Immunsystems effektiv behandelt und Symptome reduziert werden.
Allergien: Hyposensibilisierung mit großen Altersunterschieden
Eine Analyse der gesetzlich krankenversicherten Patienten, die im Jahr 2019 mindestens eine Hyposensibilisierung der Indikation Biene/Wespe, Gräser/Bäume oder Milben erhalten haben, zeigt große Altersunterschiede. So bekommt mehr als jeder zweite dieser Patienten bis zu einem Alter von neun Jahren eine Behandlung gegen eine Gräser- und Baumpollen-Allergie. Währenddessen sind es bei der Patientengruppe über 70 Jahren lediglich 11 Prozent.
Gegensätzlich verhält es sich bei der Hyposensibilisierung einer Insektengiftallergie. Hier werden nur drei Prozent der bis Neunjährigen behandelt. Bei den Patienten über 70 Jahren sind es hingegen mehr als zwei Drittel. Interessant ist auch die Betrachtung der Medikation: Patienten unter zwölf Jahren, die im Jahr 2018 eine Hyposensibilisierung erhalten haben, bekommen ein Jahr danach weniger Nasensprays und Antihistaminika verordnet als ein Jahr davor. Die Behandlung scheint also angeschlagen zu haben.
Hyposensibilisierung trotz Corona fortführen
Die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) rät Allergikern, trotz des Coronavirus die spezifische Immuntherapie beziehungsweise Hyposensibilisierung mit Allergenen fortzuführen. Das betrifft besonders auch die Insektengiftallergiker, denn im Sommer sind die Patienten wieder verstärkt dem Risiko ausgesetzt, von Insekten gestochen zu werden.
Das sagte DGAKI-Präsidentin Prof. Margitta Worm in einem Interview auf der Homepage der Fachgesellschaft. Bei Allergenen wie Pollen, Milben oder Schimmelpilzsporen sollten Therapien mit subkutanen (mit Spritzen verabreichten) oder sublingualen (unter der Zunge angewandten) Präparaten ebenfalls fortgeführt werden, wenn die Behandlung bereits eingeleitet wurde, so die Medizinerin. Worm leitet an der Charité-Universitätsmedizin in Berlin den Bereich Allergologie und Immunologie.
Inhalative Steroide weiter einnehmen
Auch ihre Medikamente sollten Allergiker weiter einnehmen. Inhalative Steroide wie das Kortison über ein Spray oder Pulversysteme haben laut Worm keine systemischen Nebenwirkungen und unterdrücken nicht das Immunsystem. Vielmehr mildern sie die Entzündungsreaktion in den Schleimhäuten und sollten deshalb auf alle Fälle weiter angewandt werden, um der Entwicklung einer chronisch entzündlichen Atemwegserkrankung vorzubeugen.
Für antikörperbasierte Therapien mit Biologika in der Allergologie gebe es keine Hinweise darauf, dass das Immunsystem unterdrückt wird. Eher wird durch die Biologika die Überempfindlichkeit des Immunsystems normalisiert und theoretisch die Virusabwehr unterstützt. Patienten,die diese Behandlung bekommen, haben teilweise moderate bis schwere Allergien. Deshalb besteht hier das Risiko, dass die allergische Erkrankung und die Atemwegsentzündung sich verschlechtern, wenn man die Biologika absetzt.
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