Alleinerziehen ist ein Gesundheits-Risiko
Für einen Artikel im aktuellen Journal of Health Monitoring gingen RKI-Forscher der Frage nach, wie gesund alleinerziehende Mütter und Väter im Vergleich zu in Partnerschaft lebenden Eltern sind. Sie wollten auch wissen, inwieweit die Gesundheit von Alleinerziehenden mit dem sozioökonomischen Status, dem Erwerbsstatus sowie der sozialen Unterstützung variiert.
Um diese Fragen zu beantworten, wurde nach bestimmten Indikatoren der gesundheitlichen Lage gesucht. Das waren subjektive Gesundheit, Depressionen, Rückenschmerzen, Adipositas, Rauchen, sportliche Inaktivität und die Nicht-Inanspruchnahme der Zahnvorsorgeuntersuchung. Dafür werteten die Wissenschaftler Daten aus der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ aus den Jahren 2009, 2010 und 2012 aus. Die Analysen basieren auf Angaben von 9.806 Frauen und 6.279 Männern mit mindestens einem minderjährigen Kind im eigenen Haushalt.
Alleinerziehen ist ein Gesundheits-Risiko
Bei alleinerziehenden Müttern treten alle genannten Indikatoren - außer Adipositas - deutlich häufiger auf als bei in Partnerschaft lebenden Müttern. Für alleinerziehende Väter trifft dies auf Depressionen, Rauchen und die Nicht-Inanspruchnahme der Zahnvorsorge zu. Bei alleinerziehenden Frauen trägt der im Durchschnitt niedrigere sozioökonomische Status teilweise zu der stärkeren gesundheitliche Belastung bei. Bei Männern trifft dies nicht zu. Sie wahren meist ihren Einkommensstatus. Alleinerziehen an sich ist folglich ein Gesundheits-Risiko.
Wichtige Ansatzpunkte für die Gesundheitsförderung von Alleinerziehenden stellten die finanzielle Absicherung von Ein-Eltern-Familien sowie eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf dar, bilanzieren die Forscher.
10 Prozent der Erwachsenen suchten Hilfe wegen psychischer Probleme
In einem weiteren Kapitel gingen die Wissenschaftler der Frage nach, wie es um die psychische Gesundheit der Deutschen bestellt ist. Demnach suchen im Schnitt 10 Prozent der Erwachsenen innerhalb eines Jahres Hilfe bei einem Psychotherapeuten oder einem Psychiater - 11,3 Prozent der Frauen und 8,1 Prozent der Männer.
Unter Befragten mit depressiver Symptomatik besuchten 35 Prozent der Frauen beziehungsweise 31 Prozent der Männer einen Psychotherapeuten oder Psychiater. Für diese Zahlen werteten die Wissenschaftler Daten aus der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2014/2015“ mit mehr als 20.000 Teilnehmern aus.
Versorgung bei Depressionen hängt vom Wohnort ab
Ob Menschen mit depressiven Symptomen Experten-Hilfe nutzen, hängt auch vom Wohnort ab. In Regionen mit einer hohen Praxis-Dichte liegt der Anteil der Personen mit depressiver Symptomatik, die psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe nutzen, etwa 15 Prozentpunkte höher als in Regionen mit geringer Versorgungsdichte.
Um bessere Bedingungen für Ratsuchenden zu schaffen, sollte die Zahl der Psychotherapeuten und Psychiater erhöht werden. Daneben schlagen die RKI-Forscher flankierende Maßnahmen vor: Der Zugang zu einer möglichen Behandlung solle kurzfristiger und niedrigschwelliger werden und Haus- und Fach-Ärzte dafür stärker kooperieren.
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