Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
 

Alkoholabhängigkeit hat ähnliche genetische Grundlagen wie andere psychische Erkrankungen

Mittwoch, 2. Januar 2019 – Autor: anvo
Dass Alkoholabhängigkeit auch genetischen Komponenten hat, ist bereits bekannt. Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass sich diese zum Teil mit denen anderer psychiatrischer Störungen überschneiden.
Alkoholismus, Alkoholabhängigkeit

Alkoholismus ist zum Teil auch genetisch bedingt

Alkoholismus kommt in vielen Familien gehäuft vor. Das kann unter anderem genetische Gründe haben. So ist bereits seit vielen Jahren aus Adoptions- und Zwillingsstudien bekannt, dass die Vererbbarkeit von Alkoholabhängigkeit bei etwa fünfzig Prozent liegt. Dennoch bedeutet das nicht, dass Kinder von Alkoholsüchtigen selbst abhängig werden müssen. Vielmehr konnten Wissenschaftler zeigen, dass die individuelle Lebensgeschichte und Erfahrungen am ehesten Rückschlüsse darauf zulassen, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand zur Flasche greift. Einzelne genetische Prädispositionen haben trotz der erblichen Komponente dagegen wenig Vorhersagekraft.

Wie genau die genetischen Grundlagen und eine tatsächliche Alkoholabhängigkeit zusammenhängen, ist bislang noch nicht bekannt – ebenso wenig die Verbindung zu anderen psychiatrischen Störungen. Daher hat ein internationales Forscherteam unter Mitwirkung von Wissenschaftlern des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim nun die genetischen Zusammenhänge zwischen Alkoholabhängigkeit und anderen psychischen Erkrankungen genauer untersucht.

Gemeinsame genetische Grundlagen

Für die bisher größte Studie dieser Art analysierten die Forscher genetische Daten von fast 15.000 Personen mit diagnostizierter Alkoholabhängigkeit und verglichen diese mit Daten von fast 38.000 gesunden Menschen aus Europa und Afrika.

Eines der Ergebnisse: Die Forscher konnten frühere Erkenntnisse bestätigen, dass sich die genetischen Ausprägungen von Alkoholabhängigkeit nur teilweise mit denen des tatsächlichen Alkoholkonsums überschneiden. „Das unterstreicht die Unterscheidung zwischen pathologischem und nicht-pathologischem Trinkverhalten“, erklärt Prof. Dr. Marcella Rietschel, Direktorin der Abteilung Genetische Epidemiologie in der Psychiatrie, die an der Studie beteiligt war.

Die Studie zeigt jedoch auch deutlich, dass der genetische Ansatz erfolgreich ist, Zusammenhänge aufzuklären, die bislang nur vermutet werden konnten. So konnten die Forscher zeigen, dass deutliche genetische Zusammenhänge zwischen Alkoholabhängigkeit und 17 verschiedenen psychiatrischen Störungsbildern bestehen, darunter Schizophrenie, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Depression und dem Konsum von Zigaretten und Cannabis.

 

Hoffnung auf wirksamere Therapieansätze

„Nun sind vor allem detailliertere Untersuchungen von vielen Patienten von Nöten, um herauszufinden, wie genau die genetischen Faktoren dazu beitragen, dass jemand abhängig wird“, erklärt Prof. Dr. Falk Kiefer, ärztlicher Direktor der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am ZI. Auf diese Weise hoffen die Forscher, bessere Wege zu finden, um die Widerstandskraft von Betroffenen zu stärken.

Foto: © Rainer Fuhrmann - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Psychiatrie , Depression , Essstörungen , Schizophrenie , Alkohol , Sucht
 

Weitere Nachrichten zum Thema Alkoholabhängigkeit

 

Aktuelle Nachrichten

 
Weitere Nachrichten
Die elektronische Patientenakte (ePA) soll bis Ende 2024 kommen - für alle. Die Daten werden pseudonymisiert ausgewertet. Das ist Teil eines von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten Gesetzes. Die Ärzteschaft fordert Konkretisierungen im Detail.

Die Zahl der Krankenhaus-Fälle ist 2022 im Vergleich zu 2019 um 15 Prozent gesunken - noch stärker als 2020 (minus 13 Prozent) und 2021 (minus 14 Prozent). Das zeigt eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

Der Berliner Corona-Lagebericht informiert weiterhin über die aktuelle Infektionslage in der Stadt und ihren Bezirken. Doch weil sich die Lage geändert hat, hat der Berliner Senat den Bericht nun überarbeitet und den aktuellen Entwicklungen angepasst.
 
Kliniken
Interviews
Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.

Aducanumab ist das erste in den USA zugelassene Medikament, das die Alzheimer typischen Amyloid-Plaques zum Verschwinden bringt. Aber kann der neue monoklonale Antikörper mit dem Handelsnamen Aduhelm auch den Gedächtnisverlust stoppen? Und warum ist die Notfallzulassung in den USA durch die US-Food and Drug Administration (FDA) so umstritten? Darüber hat Gesundheitsstadt Berlin mit dem Neurologen und Alzheimer-Experten Prof. Johannes Levin vom LMU Klinikum München gesprochen.
Logo Gesundheitsstadt Berlin