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Aktuell Lieferengpässe für 408 Medikamente - woran es liegt

Donnerstag, 26. Januar 2023 – Autor:
Die Datenbank des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) verzeichnete gestern Lieferengpässe für 408 Medikamente. Die Ursachen sind vielfältig, wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände erläutert.
Lieferengpässe für ein Medikamente können für kranke Menschen zum ernsthaften Problem werden

– Foto: Adobe Stock/M. Schuppich

Die Datenbank des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte verzeichnete gestern Lieferengpässe für 408 Medikamente. Die Ursachen sind vielfältig, wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) erläutert.

Zunächst gebe es einen Unterschied zwischen Liefer- und Versorgungsproblemen: Wenn Großhändler oder  Hersteller einzelne Arzneimittel nicht zur Verfügung stellen können, spricht man von einem Lieferengpass. Ist ein Medikament eines bestimmten Herstellers nicht lieferbar, kann oft durch ein wirkstoffgleiches Präparat eines anderen Herstellers ersetzt werden, ohne dass die Therapie beeinträchtigt wird.

Kostendruck im Gesundheitswesen

Gibt es allerdings keine gleichwertigen Alternativen und kann der Patient nicht angemessen versorgt werden, wird aus dem Lieferengpass ein Versorgungsengpass. Das war im Dezember 2022 auf dem Höhepunkt der Erkältungswelle der Fall, als Fiebersäfte und Antibiotika für Kinder fehlten.

Lieferprobleme gehören laut ABDA in Deutschland bereits seit einigen Jahren zum Alltag. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Dazu zählen der Kostendruck im Gesundheitswesen, der sich etwa in Rabattverträgen äußert. Kunden erhalten nur das Präparat des Herstellers, mit dem die Krankenkasse einen Vertrag geschlossen hat.

Lieferengpässe für 408 Medikamente - woran es liegt

Die Wirkstoffproduktion für den Weltmarkt findet aus Kostengründen in wenigen Betrieben in Fernost statt (Antibiotika: China und Indien). Steht die Produktion zeitweilig still oder wird eine Charge aus Qualitätsgründen nicht freigegeben, können auch große Hersteller in Europa ihre Fertigarzneimittel nicht liefern. So kann es zu Lieferengpässen für Medikamente kommen.

Die Corona-Pandemie ab März 2020 und der Ukraine-Krieg ab Februar 2022 haben die Versorgungssituation durch erhöhte Nachfrage von Kunden und Kliniken nach Schmerz-, Fieber-  und Narkosemitteln verschärft. Anfang 2022 drohte ein Versorgungsmangel beim Brustkrebs-Mittel Tamoxifen aufgrund des Produktionsausfalls eines Herstellers mit hohem Marktanteil. Daraufhin ordneten die Behörden ein Bevorratungsverbot an, empfahlen die Abgabe kleiner Packungsgrößen, strengten eine vorgezogene Produktion an und ließen Importe des Medikaments zu.

Vor allem Blutdrucksenker und Metformin fehlten

Die Anzahl der nicht verfügbaren Rabattarzneimittel in den Apotheken lag 2020 bei 16,7 Millionen Packungen. Betroffen war somit jedes 38. Arzneimittel. In der Rangliste der Nichtverfügbarkeiten lag 2020 Candesartan (Blutdrucksenker) mit 2,15 Millionen Packungen vor Metformin (Diabetesmittel) mit 0,71 Millionen, Pantoprazol (Säureblocker) mit 0,68 Millionen, Ibuprofen (Schmerzmittel) mit 0,60 Millionen und Metoprolol (Blutdrucksenker) mit 0,51 Millionen.

So könnten Lieferengpässe vermieden werden

So ließen sich nach Meinung der Apothekerschaft Lieferengpässe künftig vermeiden: Die Produktion von Wirkstoffen und Arzneimitteln soll unter hohen Umweltschutz- und Sozialstandards wieder verstärkt in der EU stattfinden. Die Krankenkassen sollen verpflichtet werden, Rabattverträge mit mehreren Wirkstoffherstellern abzuschließen.

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