AIDS: Bessere Therapie, mehr Hilfesuchende
Eigentlich sind die Zahlen, die die Deutsche AIDS-Stiftung zum Welt-AIDS-Tag vorlegt erfreulich: Die Lebenserwartung von Menschen mit HIV und AIDS hat sich seit 1996 deutlich verbessert, schreibt die Deutsche AIDS-Stiftung in ihrem Bericht. Doch offenbar haben sich die Kürzungen staatlicher und gesetzlicher Leistungen negativ auf die soziale Lage von Menschen mit HIV und AIDS ausgewirkt: Die Anzahl der Hilfesuchenden sei seit 2004 in beträchtlichem Maße angestiegen, teilt die Deutsche AIDS-Stiftung mit. Immer öfter mussten Betroffene bei der Stiftung Dinge der existenziellen Grundsicherung beantragen, etwa Bekleidung, Schlafmöbel, Haushaltsgeräte, Brillen oder Hörgeräte – rund 25 Prozent mehr Menschen als noch in 2004. Machten diese Antragsgegenstände 2004 noch 7,6 Prozent der Gesamtbewilligungen aus, waren es 32,2 Prozent im Jahr 2012
Hilfesuchende HIV-positive und AIDS-Patienten werden immer älter
Seit 25 Jahren dokumentiert die Stiftung Daten zur sozialen Lage von Menschen mit HIV und AIDS in Deutschland. „Die Deutsch AIDS-Stiftung musste in den vergangenen Jahren immer häufiger dort einspringen, worum sich zuvor der Sozialstaat in der Pflicht sah“, so Volker Merten, Sprecher der Stiftung anlässlich des Welt-AIDS-Tags 2013. Die Deutsche AIDS-Stiftung hilft HIV-positiven und an AIDS erkrankten Personen mit geringem Einkommen in Notlagen, 40 Prozent haben einen Migrationshintergrund.
Darüber hinaus zeigt der Bericht der Stiftung einen weiteren Trend: Das Alter der Hilfesuchenden ist gestiegen. 1993 lag der Anteil der über 50-Jährigen nur bei einem Prozent, 2012 war fast jeder vierte Antragssteller älter als 50 Jahre. Dementsprechend hat sich der Anteil der 30 bis 39-jährigen Hilfesuchenden im selben Zeitraum nahezu halbiert.
AIDS ist heute eine chronische Erkrankung
Dass die Hilfesuchenden immer älter werden, mag auch an den gestiegenen Überlebenschancen liegen. HIV ist heute eine behandelbare Infektion, mit der Betroffene wie mit einer chronischen Erkrankung relativ lange leben können. „Durch die Verbesserung der medizinischen Versorgung HIV-infizierter Menschen und insbesondere durch die Einführung der antiretroviralen Therapie (HAART) im Jahr 1996 hat sich die Lebenserwartung von Menschen mit HIV und AIDS radikal verbessert“, sagt Mertens.
Erst vor wenigen Wochen meldete das Robert Koch-Institut, dass noch nie so viele Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland lebten wie heute: Das Institut geht aktuell von 78.000 infizierten Menschen aus. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland ist mit rund 3400 Fällen pro Jahr auf einem unverändert hohen Niveau.
Foto: © nothingbutpixel - Fotolia.com