Affenpocken könnten bald nicht mehr Affenpocken heißen. Nach Auffassung von 30 Wissenschaftlern ist die Bezeichnung „diskriminierend und stigmatisierend“, weil sie zu Unrecht mit Afrika assoziiert sei. In einem Papier mit der Überschrift „Urgent need for a non-discriminatory and non-stigmatizing nomenclature for monkeypox virus“ fordert die Gruppe eine neue Nomenklatur für das Virus, das sich derzeit weltweit verbreitet – eben ohne Bezug zu Afrika. Das Papier haben Wissenschaftler aus Afrika, USA, Großbritannien, Portugal und der Schweiz unterzeichnet.
WHO sucht neuen Namen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will der Forderung nun nachkommen. Vorschläge für neue Namen sollten so bald wie möglich erfolgen, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus vor Journalisten in Genf.
Bisher wird das Affenpocken-Virus in die Westafrikanische Klade und die Zentralafrikanische oder Kongobecken-Klade unterteilt. Die Wissenschaftler schlagen vor, diese Unterteilung durch eine fortlaufende Durchnummerierung zu ersetzen. Es solle keine Hinweise mehr auf afrikanische Länder geben, heißt es in dem Papier.
Bezug zur Afrika „falsch und stigmatisierend“
Die Gruppe argumentiert, dass der Ursprung des aktuellen Affenpocken-Ausbruchs noch völlig unklar sei. In den internationalen Medien und in der wissenschaftlichen Literatur werde jedoch die Auffassung verbereitet, dass Affenpocken in einigen afrikanischen Ländern bei Menschen endemisch seien, schreiben sie. Dies sei aber nicht der Fall. Vielmehr seien fast alle Affenpocken-Ausbrüche in Afrika vor dem Ausbruch im Jahr 2022 das Ergebnis einer „Übertragung von Tieren auf Menschen“ gewesen, am häufigsten durch Ratten, Eichhörnchen und Primaten-Affen. „Nur selten hat es Berichte über anhaltende Übertragungen von Mensch zu Mensch gegeben.“
Im Kontext des aktuellen weltweiten Ausbruchs sei der in der Nomenklatur enthaltene Verweis auf Afrika nicht nur falsch, sondern auch diskriminierend und stigmatisierend, schreiben die Wissenschaftler weiter. Am augenscheinlichsten werde dies durch Fotos in den Medien, die vorwiegend afrikanische Menschen mit Affenpocken zeigten. Die Wissenschaftler nehmen indes an, dass eine „kontinentübergreifende, kryptische Übertragung auf den Menschen schon länger andauert als bisher angenommen".
WHO prüft internationalen Gesundheitsnotstand
Seit Anfang Mai wurden der WHO mehr als 1.600 Affenpocken-Fälle in 39 Ländern gemeldet. 72 Todesfälle soll es gegeben haben. Die Weltgesundheitsorganisation will wegen steigender Infektionszahlen nun die Ausrufung eines „internationalen Gesundheitsnotstands“ prüfen.