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Affenpocken-Medikament Tecovirimat in Deutschland begrenzt verfügbar

Mittwoch, 10. August 2022 – Autor:
Das bisher einzige in Europa zur Therapie einer Affenpockeninfektion zugelassene Arzneimittel ist Tecovirimat. Laut Robert Koch-Institut ist es in Deutschland begrenzt verfügbar. Nicht nur deshalb wird ein sparsamer Umgang mit dem Virostatikum empfohlen.
 Affenpocken gelten mittlerweile als internationale gesundheitliche Notlage. Die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt Affenpocken gelten mittlerweile als internationale gesundheitliche Notlage. Die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt Affenpocken gelten mittlerweile als internationale gesundheitliche Notlage. Die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt Affenpocken gelten mittlerweile als internationale gesundheitliche Notlage. Die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt

Affenpocken gelten mittlerweile als internationale gesundheitliche Notlage. Die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt – Foto: © Adobe Stock/ valiantsin

Affenpocken kurieren in der Regel von alleine aus. Und die allermeisten Patienten werden zu Hause wieder gesund – ohne ins Krankenhaus zu müssen. Es gibt jedoch Patienten, bei denen die Erkrankung einen schweren Verlauf nimmt. Menschen mit relevanter Immundefizienz, etwa nach Organ- oder Stammzelltransplantation oder Vorliegen einer nicht (ausreichend) therapierten HIV-Infektion mit CD4-Zellzahl < 200 gelten laut Robert Koch Institut als Hochrisikopatienten.

Strenge Indikation

Es sind diesen Patienten, die die Indikation für eine spezifische Therapie gegen Affenpocken erfüllen, schreibt der Ständige Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger am RKI (STAKOB). Bei dieser spezifischen Therapie handelt es sich um Tecovirimat. Es ist das bisher einzige in Europa zur Therapie einer Affenpockeninfektion zugelassene Arzneimittel. Auch Kinder ab einem Gewicht von 13 Kliogramm können damit behandelt werden. Laut STAKOB ist Tecovirimat aktuell für die Therapie einer Affenpocken-Infektion in Deutschland in „begrenzter Menge verfügbar.“

 

Hinweise auf schnelle Resistenzentwicklung

In seinen Hinweisen zu Affenpocken vom 29. Juli weist die Expertengruppe auf eine mögliche verminderte Wirksamkeit der spezifischen Therapie bei Immuninsuffizienz hin, dafür gebe es Hinweise aus Tiermodellen, heißt es. Desweiteren könne in einigen Fällen eine Therapieindikation auch bei immunkompetenten Patienten sinnvoll sein, etwa in Abhängigkeit vom klinischen Bild, den Läsionen oder der sozialen Situation.

Die Indikation sollte streng gestellt werden, empfiehlt die Expertengruppe weiter, und das Präparat primär Personen mit der Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufs angeboten werden. Grund seien Hinweise auf eine mögliche rasche Resistenzentwicklung. Daten zur Wirksamkeit von Tecovirimat beim Menschen liegen noch nicht vor.

Weitere Arzneimittel in der Reserve

Bei sehr schweren Verläufen oder Kontraindikationen für Tecovirimat empfehlen die Experten die Anwendung von humanen Vaccinia-Immunglobulinen. Dieses Mittel kann laut Empfehlungen der amerikanischen CDC auch prophylaktisch gegeben werden, wenn schwere T-Zell-Defekte vorliegen und eine Impfung kontraindiziert ist. Vaccinia-Immunglobuline sind in Deutschland aber nur sehr eingeschränkt verfügbar.

Ein weiterer Wirkstoff, der in den USA zur Behandlung der Pocken zugelassen ist, ist Brincidofovir, ein Lipidkonjugat von Cidofovir. Aufgrund der erhöhten Toxizität, insbesondere Hepatotoxizität, sollte die Indikation streng gestellt werden, etwa bei fulminanten Verläufen und fehlender Verfügbarkeit von Tecovirimat, rät die STAKOB. Derzeit ist das Medikament in Deutschland aber nicht frei verfügbar. Darum sei eine Einbindung der Behandlungszentren des STAKOB sowie der Zentren der DGI und DPGI für Beratungen und Falldiskussionen empfehlenswert.

Hauptkategorie: Medizin
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