Affenpocken: Auch von Patienten berührte Gegenstände können stark virusbelastet sein

In Kleidungsstücken von Affenpocken-Patienten fanden Hamburger Wissenschaftler noch mehr Erreger als auf von ihnen berührten Gegenständen oder Oberflächen. – Foto: AdobeStock/Nito
Anders als Covid-19 sind Affenpocken keine hochinfektiöse Krankheit von pandemieartigen Ausmaßen. Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten. Und sie ist nur durch sehr engen Kontakt mit einer an Affenpocken erkrankten Person möglich – wie beim Sex zum Beispiel. So kann eine Infektion durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schorf von Infizierten auftreten. Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben jetzt festgestellt: Auch Oberflächen, die an Affenpocken erkrankte Patienten berührt haben, können hochgradig mit dem Virus belastet sein.
Millionen Virusbestandteile auf Gegenständen und Wäsche
Auf Oberflächen, die direkt mit der Haut der erkrankten Patienten in Berührung gekommen sind oder die erkrankte Patienten mit den Händen berührt haben, konnten die Forschenden bis zu eine Million Virusbestandteile nachweisen. In kontaminierter Wäsche waren es sogar bis zu zehn Millionen. Kleinste Virusspuren konnten die Wissenschaftler auch noch außerhalb der mit Patienten belegten Räume finden. Aber wie gefährlich können diese Erreger auf Dingen und Oberflächen für nicht-infizierte Dritte sein?
Kontaminierte Oberflächen: Aufpassen sollen Lebenspartner und Medizinpersonal
„Wir gehen davon aus, dass Oberflächen sehr stark belastet sein müssten, um sich durch den Kontakt mit dieser Oberfläche anstecken zu können“, sagt Johannes Knobloch, Leiter der Studie und des Arbeitsbereichs Krankenhaushygiene des UKE. „Dies betrifft wahrscheinlich vor allem in der Versorgung betroffener Patienten tätige Menschen sowie Personen, die mit einem Erkrankten zusammenleben.“
Gefahr für Dritte? Forscher geben erst mal Entwarnung
Von öffentlich zugänglichen Handkontaktflächen wie Türklinken oder Aufzugknöpfen gehe nach den bisherigen Erkenntnissen keine Gefährdung aus, heißt es in der Studie weiter. Grundsätzlich geben die Hamburger Forscher also erst mal Entwarnung: Mit der Studie sei „noch nicht bewiesen, dass sich andere Menschen durch den Kontakt der kontaminierten Oberflächen anstecken können“.
„Affenpocken“: Normal nur ein Thema bei Afrika-Reisen
Normalerweise treten Infektionen mit Affenpocken bei Menschen auf, die West- oder Zentralafrika bereist haben. Vor allem in Nigeria werden seit 2017 vermehrt Infektionen nachgewiesen. Seit Anfang Mai wurden in mehreren europäischen Ländern Fälle von Affenpocken registriert – zuerst in Großbritannien, später in Spanien und Italien. Ende Mai wurden die ersten Infektionen in Deutschland bestätigt.
Kurios: Affenpocken-Infektion im Inland – ohne Reise
Der deutsche „Patient Nummer eins“ aus München hatte sich vor Bekanntwerden der Infektion in Portugal und Spanien aufgehalten und das Virus mutmaßlich von dieser Reise mitgebracht. Beim kurze Zeit später entdeckten ersten Fall in Berlin dagegen hatte der Patient die Stadt in jüngster Zeit nicht verlassen. Sein Arzt vermutete, dass er sich wenige Tage bei einem Club-Besuch infiziert haben könnte. In den meisten Fällen handelte es sich um Männer, die sexuellen Kontakt mit Männern hatten.
Affenpocken: Typische Symptome und Krankheitsverlauf
Die Inkubationszeit – also die Zeitspanne zwischen Infektion und dem Ausbruch der Krankheit – beträgt bei Affenpocken zwischen 7 und 21 Tagen. Die Krankheit verursacht meist nur milde Symptome. Die meisten Patienten erholen sich innerhalb mehrerer Wochen davon.
Eine beginnende Erkrankung ist an folgenden Erstsymptomen erkennbar: Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen sowie geschwollene Lymphknoten. Im zweiten Krankheitsstadium entwickeln sich nach dem Auftreten von Fieber fleckenartige Ausblühungen auf der Haut, die verschiedene Stadien durchlaufen und am Ende verkrusten und abfallen. Die Fleckenbildung beginnt häufig im Gesicht und breitet sich dann auf andere Körperteile aus. Insbesondere bei einigen der aktuellen Fälle wurde auch von einem Beginn dieser „Effloreszenzen“ im Bereich der Harn- und Geschlechtsorgane berichtet.