Ärztebündnis: Klimakrise ist ein medizinischer Notfall

Von Fridays for Future angesteckt: Ärzte und Gesundheitsberufe streiken für mehr Klimaschutz
Dass der Klimawandel auch Auswirkungen auf die Gesundheit haben könnte, wer hätte das gedacht. Doch inzwischen scheint sich das auch unter Ärzten herumgesprochen zu haben. Letzten Freitag zum Beispiel gingen in Berlin Vertreter der Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit, der Aktionsplattform Health for Future und Studierende der Charité fürs Klima auf die Straße. Das Motto: „Die Klimakrise ist ein medizinischer Notfall“.
Mit der Teilnahme an der Fridays for Future Demo wollten die Ärzte auf die Folgen des Klimawandels für die Gesundheit aufmerksam machen und ein Zeichen setzen für die Verantwortung der Gesundheitsberufe. Bundesweit beteiligten sich Tausende Ärzte und Vertreter anderer Gesundheitsberufe an der von der Fridays for FutureBewegung ausgerufenen globalen Aktionswoche für mehr Klimaschutz
Gesundheit kann es nur auf einem gesunden Planeten geben
„Der Klimawandel zerstört die Lebensgrundlagen der Menschen und damit auch die Gesundheit“, erklärte Prof. Detlev Ganten, Präsident des World Health Summit und Unterstützer der Initiative Health for Future. Das gelte nicht nur für diejenigen, die direkt betroffen seien in Form von Wetterkatastrophen, Dürre oder Hitze. „Das gilt für uns alle“, sagte Ganten. Gesunde Menschen könne es nur auf einem gesunden Planeten geben.
Hitzewellen belasten die älter werdende Gesellschaft besonders
Auch der Marburger Bund Berlin/Brandenburg unterstützte die globale Aktionswoche für mehr Klimaschutz. Ihr Landesvorsitzender Dr. Peter Bobbert erklärte in einem MB-Interview, der Klimaschutz müsse absolute Priorität im gesundheitspolitischen Handeln bekommen. „Wir Ärztinnen und Ärzte wissen um die gesundheitlichen Risiken, die durch Erderwärmung und Luftverschmutzung entstehen. Große Hitzewellen machen schon jetzt vielen Menschen zu schaffen. Gerade in einer älter werdenden Gesellschaft wird das Gesundheitswesen dadurch besonders gefordert sein“, betonte Bobbert.
„Waren zu lange passiv“
Dass Ärzte das Thema Klimawandel und Gesundheit jetzt erst anpacken, räumte er ein, verwies aber gleichzeitig auf die Gesellschaft als Ganzes. „Wir waren alle viel zu lange passiv.“
Ärzten bescheinigte der Gewerkschafter eine besondere Verantwortung, nicht nur im Hinblick auf die Patientenversorgung, sondern auf das Gesundheitswesen selbst. „Wir müssen auch mit daran arbeiten, dass das Gesundheitswesen selbst klimafreundlicher wird.“ In Deutschland sei das Gesundheitswesen für 5,2 Prozent der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich und damit für mehr Treibhausgase als der Flugverkehr. „Also sind auch wir als Ärzteschaft in der Verantwortung. Überall dort, wo wir arbeiten, muss Klimaschutz ein Thema sein“, so Bobbert.
Die im Juli gegründete Initiative Health for Future hatte Ärzte und Gesundheitsberufe dazu aufgerufen, sich an der globalen Aktionswoche für mehr Klimaschutz vom 20. bis 27. September zu beteiligen. Die Allianz tritt unter anderem für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens ein. Den Aufruf „Gesundheit braucht Klimaschutz“ haben bislang mehr als 2.200 Personen unterschrieben. Die Folgen des Klimawandels für die Gesundheit ist auch eines der wichtigsten Themen auf dem World Health Summit Ende Oktober.