Ärzte warnen vor gefälschten Medikamenten aus dem Netz
Im Internet ist alles zu haben. Lifestyle-Produkte wie Potenzmittel oder Anabolika, Beruhigungs- und Schlafmittel, aber auch rezeptpflichtige Medikamente für die AIDS- oder Krebstherapie. Jetzt haben Ärzte auf dem Internisten-Kongress in Wiesbaden vor Präparaten aus dem Internet gewarnt. Nach Angaben von Professor Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), handelt es sich bei jedem zweiten Medikament um eine Fälschung. Rund ein Fünftel der Plagiate enthalte Stoffe, die zu körperlichen Schäden führen können. Manche Präparate enthielten keinen Wirkstoff oder eine Überdosierung. „Gefälschte Präparate verursachten einerseits erheblichen wirtschaftlichen Schaden und Einkommensverluste der pharmazeutischen Industrie, sagte Professor Ulrich R. Fölsch. „Vor allem aber stellen gefälschte Medikamente eine potente Gefahr für die Gesundheit von Menschen dar.“
Gefälschte Medikamente können die Gesundheit gefährden
Ob es sich bei den Online-Medikamenten um ein Original oder eine Fälschung handelt, ist selbst für Experten oft schwer erkennbar. Verbraucher können sich nur begrenzt selbst vor den Plagiaten schützen. Die DGIM rät in jedem Fall von der Einnahme ab, wenn der Beipackzettel fehlt. Auch ungewöhnliche Beschaffenheit oder Farbe können auf eine Fälschung hindeuten.
Die DGIM kündigte an, verstärkt gegen die Herstellung und Verbreitung gefälschter Medikamente vorzugehen. Auch die EU plant, bis zum Jahr 2017 zusätzliche Sicherungen einzuführen. Verbände von Arzneimittelherstellern, Großhändler und Apotheken in Deutschland haben deshalb das „securPharm-System“ entwickelt: Danach trägt jede Packung eine Seriennummer, codiert in einem quadratischen Data-Matrix-Code. Derzeit laufen die Packungen in Tests, erste Ergebnisse stehen unmittelbar bevor.
Der Handel mit gefälschten Medikamenten ist illegal, wird aber laut Volker Kerrutt vom Zollfahndungsamt Köln bislang nicht effizient bekämpft. Es fehlten anders als beim Drogenhandel international vereinbarte Normen. Kriminelle profitieren unterdessen von abstrusen Gewinnspannen: Der Wirkstoff Sildenafil etwa erzielt laut Zollfahndung Köln illegal Gewinnspannen von weit mehr als dem 200-Fachen.
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