Ärzte vernachlässigen oft Vorsorge bei sich selbst
Die Ratschläge, die Ärzte ihren Patienten geben, beherzigen sie oft selbst nicht. Verschiedene Studien konnten zeigen, dass sie dazu neigen, ihre eigene Gesundheit zu vernachlässigen, trotz sich anbahnender Krankheiten weiterzuarbeiten und selbst notwendige Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrzunehmen. Eine aktuelle Studie hat dies nun bestätigt. Demnach wird vor allem Brustkrebs bei weiblichem Medizinpersonal erst später entdeckt als bei Nichtmedizinern.
Fortgeschrittener Brustkrebs bei Ärztinnen häufiger
Forscher aus Taiwan hatten untersucht, ob Krebsdiagnosen bei Ärzten in einem früheren oder späteren Stadium gestellt werden als bei Nicht-Ärzten. Das Team um Dr. Yueh-Han Hsu von der China Medical University in Taichung/Taiwan analysierte dazu zwei nationale Krebsdatenbanken nach den häufigsten Krebsdiagnosen, darunter Tumore der Lunge, des Darms, der Leber, von Mund- und Speiseröhre sowie Brust- und Gebärmutterhalskrebs. Die Daten von rund 500 erkrankten Ärzten wurden dabei mit denen von über 2500 Nichtmedizinern mit vergleichbarem Hintergrund (Alter, Wohnort, Einkommen) verglichen.
Insgesamt gab es zwar keine allzu großen Unterschiede bei den Krebsstadien zum Zeitpunkt der Diagnose. Doch bei weiblichen Ärzten stellten die Forscher zum Diagnosezeitpunkt etwa zweieinhalbfach häufiger ein metastasiertes Brust- oder Zervixkarzinom fest als bei anderen Frauen. Seit 1995 gibt es in Taiwan ein Screeningprogramm auf Zervixkarzinome, doch nach Angaben der Forscher wird dies von Ärztinnen selten in Anspruch genommen. Auch nehmen nur rund zwölf Prozent des weiblichen Medizinpersonals an Mammografie-Untersuchungen teil, und nur zehn Prozent gehen regelmäßig zu den wichtigsten Krebsvorsorgeuntersuchungen.
Vorsorge steht bei Ärzten nicht hoch im Kurs
Auch Studien aus anderen Ländern haben gezeigt, dass Ärzte eher selten zur Vorsorgeuntersuchungen gehen. So konnte eine kanadische Analyse zeigen, dass 40 Prozent der Ärzte und Ärztinnen in den vergangenen fünf Jahren keine Prostata- oder Brustkrebsvorsorge haben machen lassen. Warum Ärzte eher selten zur Vorsorge gehen, ist nicht bekannt. Dass allein die hohe Arbeitsbelastung daran schuld ist, erscheint unwahrscheinlich – denn Angehörige andere Berufsgruppen mit ähnlichem Einkommen und ebenfalls langen Arbeitszeiten gehen offenbar häufiger zur Vorsorge. Somit gibt es wahrscheinlich noch andere Gründe für das Verhalten.
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