Ärzte trainieren für den Notfall
Piloten trainieren ihr Berufsleben lang im Flugsimulator den Katastrophenfall. Auch die Medizin nutzt jetzt die Chancen der Simulation: Im Simulations-OP der Charité wird der Ernstfall geprobt: Mitten in einer Operation tritt ein Herzstillstand ein oder es kommt zu einer starken Blutung. Dann muss jeder Handgriff sitzen, Entscheidungen fallen in Sekunden. Ärzte und Studenten trainieren solche Situationen an einem einer Puppe im Wert von 300.000 Euro. Mit Hilfe dieses Simulators lassen sich hunderte Krankheitszustände und körperliche Reaktionen nachstellen. Das medizinische Team sieht abnormale Werte auf ihren Monitoren aufleuchten und muss schnell handeln. "Es ist für die Patientensicherheit essentiell, dass Ärztinnen und Ärzte ausgebildet werden wie die Besatzung eines Cockpits", erklärt Prof. Ulrich Frei, Ärztlicher Direktor der Charité. "Die Simulation bietet die Chance, ohne Patientengefährdung die notwendige Präzision zu erreichen."
Aber auch alltägliche Situationen werden im neuen Saal geübt: Ärztinnen und Ärzte trainieren dort etwa die Änästhesie bei Kindern oder die Behandlung der lebensbedrohlichen Sepsis. Auch in der Ausbildung an der Charité hat der Saal seinen festen Platz: Berlin setzt als erste Universitätsklink Deutschlands auf die Simulation als eigenständiges Ausbildungsformat. Bislang hat sie das mit Schauspielern getan, die in die Rolle der Patienten geschlüpft sind. "Wir haben Ende der 90er Jahre begonnen, diese Unterrichtsform zu entwickeln. Seither wurden schon viele Studierende an einem Vorläufer unseres heutigen Simulators trainiert«, berichtet die Prodekanin für Studium und Lehre, Prof. Claudia Spies. "Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, ob man etwa den Herzstillstand in Lehrbüchern zur Kenntnis nimmt oder in der Realität erlebt."