Ärzte lassen sich eher selten scheiden
Rund 36 Prozent aller Ehen in Deutschland werden im Zeitraum von 25 Jahren wieder geschieden. Da Ärzte häufig großem Stress ausgesetzt sind, lange Arbeitszeiten haben und Schichtdienst verrichten müssen – alles Faktoren, die eine Beziehung belasten können –, nahm man lange Zeit an, dass ihre Ehen besonders gefährdet sein müssen. Doch das stimmt nicht, wie eine große US-Studie nun gezeigt hat.
In den USA kursieren sehr unterschiedliche Zahlen über die dortigen Scheidungszahlen. Je nach Statistik werden Quoten zwischen 30 und 50 Prozent angegeben. Doch unabhängig davon konnte eine Analyse von Forschern um Dan Ly vom Massachusetts General Hospital in Boston zeigen, dass die Ehen von Ärzten seltener geschieden werden als die von Angehörigen der meisten anderen Berufsgruppen. Nur Apotheker werden offenbar noch seltener geschieden als Ärzte.
Krankenschwestern lassen sich öfter scheiden
Für die Studie wurden in den Jahren 2008 bis 2013 repräsentative Umfragen bei Ärzten, Zahnärzten, Pharmazeuten, Krankenschwestern und Angehörigen anderer Berufsgruppen durchgeführt. Alle Teilnehmer waren über 25 Jahre alt, hatten schon einmal geheiratet und sollten unter anderem erklären, ob sie jemals beziehungsweise im vergangenen Jahr geschieden worden waren.
Bei den Ärzten fanden die Forscher eine Gesamtscheidungsquote von 24,3 Prozent. Wesentlich mehr waren es bei den Krankenschwestern (33,0 Prozent), bei den Führungskräften im Gesundheitswesen (30.9 Prozent) sowie bei nichtmedizinischen Berufen (35,0 Prozent). Bei den Apothekern hielten „nur“ 22,9 Prozent der Ehen nicht. Auch eine Trennung ohne Scheidung kam bei Medizinern seltener vor als bei anderen Menschen.
Scheidungsraten bei Ärztinnen höher
Bei genauerer Analyse stellten die Forscher allerdings fest, dass sich die weiblichen Ärzte deutlich häufiger scheiden ließen als ihre männlichen Kollegen. Offenbar ist viel Arbeit und Stress bei Männern ein weniger großes Risiko für die Ehe als bei Frauen. Bei männlichen Ärzten zeigte sich sogar, dass das Scheidungsrisiko sank, je mehr sie arbeiteten. Bei den Ärztinnen hingegen stieg die Scheidungsrate mit erhöhter Arbeitsbelastung – ein Unterschied, der nach Meinung der Wissenschaftler noch näher erforscht werden sollte. Zu vermuten ist, dass auch in Ehen von erfolgreichen Ärztinnen die klassische Rollenverteilung noch verbreitet und die Doppelbelastung für die Frauen dadurch zu groß ist. Auch könnte es sein, dass Männer schlechter damit zurechtkommen, wenn ihre Ehepartnerinnen viel arbeiten und wenig Zeit für die Beziehung haben.
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